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Erfahrungsbericht Studium in Kapstadt

Studienfach: Umweltschutztechnik im 9. Semester

Name: Louis Kienle
Studienfach:
Umweltschutztechnik im 9. Semester
Heimathochschule: Universität Stuttgart
Gasthochschule: University of Cape Town

Von Juli bis November 2004 habe ich ein Semester an der University of Cape Town studiert. Das Ganze fand statt im Rahmen eines Austauschprogramms der Uni Stuttgart. Finanziell war ich über ein Baden-Württemberg Stipendium abgesichert.Hier nun also ein paar Tipps zum Leben und Studieren in Kapstadt:

Leben, Wohnen, Freizeit in Kapstadt

Die einfachste Möglichkeit an eine Unterkunft in Kapstadt zu kommen ist wohl über das Auslandsamt der Uni Kapstadt (IAPO). Interessierte sollten einfach mal ein Blick auf die IAPO Homepage werfen. Das IAPO vermittelt Zimmer für Auslandstudenten in WGs von 2 bis 25 Personen. Die Wohnungen befinden sich alle mehr oder weniger in unmittelbarer Umgebung der Uni und sind recht komfortabel. Zumindest die, die ich gesehen habe. Jedoch muss man sich an Dinge wie Prepaid Strom, den es im Supermarkt zu kaufen gibt, erst mal gewöhnen.  Meines Wissens nach ist es nicht möglich Unterkunft in den Wohnheimen auf dem Campus zu bekommen, diese sind für südafrikanische Studenten gedacht. Aber die ganze Zeit auf dem Campus ist ja auch langweilig.

Eine andere Möglichkeit ist es natürlich, sich selbst um ein Zimmer zu kümmern, denn die vom IAPO vermittelten sind wirklich nicht die günstigsten. An der Uni hängen genug Wohnungsangebote aus und für die ersten Tage findet sich auch leicht Unterkunft in einem Backpacker Hostel. Ich selber hab mir mein Zimmer jedoch übers Auslandsamt der Uni vermitteln lassen. Ist der einfachste Weg, und man wird sogar vom Flughafen abgeholt und zur Wohnung gebracht. Ich war zusammen mit 8 anderen Auslandsstudenten aus Norwegen, USA und Deutschland untergebracht. Übrigens kommt der Großteil aller Austauschstudenten aus oben genannten Ländern. So bietet sich also noch die Möglichkeit neben Englisch, Afrikaans und Xhosa (unter anderem, südafrikanische Amtssprachen) auch noch Norwegisch zu lernen. Unser Haus befand sich in Observatory, einem Viertel, das auch ein recht abwechslungsreiches Nachtleben bietet: vom Bikerclub bis zum Jazzladen findet sich hier alles.

Ausgehen kann man in Kapstadt mit Sicherheit ausgiebig. Wie gesagt findet man in Observatory viele nette Clubs und Bars oder aber man begibt sich down town auf die Long Street, das ist so die Hauptausgehmeile von Kapstadt. Hier sind die ganzen In Clubs und Szene Läden.  Doch auch tagsüber bietet Kapstadt und die weitere Umgebung einiges: Tafelberg, entweder zu Fuß oder mit der Seilbahn, Meer und Strand, zum Liegen, Schwimmen oder Surfen, oder am Wochenende mal nach Stellenbosch zum Wine Tasting oder nach Hermanus zum Whale Watching. Das kulinarische Angebot in Kapstadt reicht von traditionell Afrikanisch über Indische Küche bis zu Mc Donald’s und Kentucky Fried Chicken. Man bekommt eigentlich alles. Sogar Weißwürste mit Brezeln und süßem Senf im Paulaner Bräuhaus an der Waterfront.

Grundsätzlich kann man sagen, dass auswärts Essen gehen billiger ist als in Deutschland, so kann man es sich schon mal leisten etwas vornehmer auszugehen. Überhaupt sind die Lebensunterhaltskosten geringer als bei uns. Wobei CDs, Elektrogeräte oder Markenklamotten jedoch mindestens genau so teuer wie in Deutschland sind.

Mit einer Bankkarte aus Deutschland (EC, VISA, Maestro, …) hat meine keine Probleme Geld am Geldautomaten abzuheben. Jedoch sind die Transaktionsgebühren sehr hoch, wenn man öfters kleinere Beträge abhebt. Es bietet sich an ein südafrikanisches Konto zu eröffnen, und nur einmal im Monat von seinem deutschen Konto ausreichend abzuheben und das dann auf sein südafrikanisches Konto einzuzahlen. Bei der First National Bank kann man ein so genanntes Life Start Konto bis zum 25. Lebensjahr umsonst eröffnen.

Es ist auf jeden Fall eine Überlegung wert, sich entweder ein Auto zu Mieten (Best Beetle vermieten uralte Käfer zu recht passablen Preisen), oder eins zu kaufen. Ich selbst hatte kein Auto, hatte aber das Glück Leute mit eigenem Auto zu kennen, und Taxi Fahren ist, wenn man mal den Fahrer seines Vertrauens gefunden hat, bis in die Innenstadt auch nicht zu teuer. Wenn man sich von wummernden Techno Bässen und überfüllten Fahrgastkabinen nicht abschrecken lässt, sind tagsüber so genannte Minibusse die beste Möglichkeit um von A nach B zu kommen. Nachts sollte man aus Sicherheitsgründen aber lieber auf dieses Fortbewegungsmittel verzichten.

Südafrika ist aufgrund seiner Geschichte ein Land mit einer sehr hohen Kriminalitätsrate. Das heißt, dass man manche Regeln einfach beachten muss. Man sollte nachts nicht alleine heim laufen und auch nie sein ganzes Hab und Gut mit sich herumschleifen. Und wenn man dann doch mal bedroht wird auf keinen Fall den Helden markieren und versuchen sein Handy oder was auch immer mit dem Leben zu verteidigen. Ich bin glücklicherweise nie in eine solche Situation geraten, kenne aber einige Auslandsstudenten denen so etwas passiert ist.

Studieren in Kapstadt

Die Uni Kapstadt liegt wunderschön am Fuße des Devil’s Peak und ist auch baulich kein Vergleich zur Uni Stuttgart. Für uns Auslandstudenten hat das Semester mit einer Orientation Week begonnen. Im Rahmen dieser haben wir Sehenswürdigkeiten wie Cape Point oder Robben Island besucht, und es wurden alle möglichen Ratschläge zum Leben und Studieren in Kapstadt erteilt.

Dann ging es ans Einschreiben für die gewählten Kurse. Leider muss ich sagen, dass ich von meinen im Voraus ausgesuchten Kursen alle bis auf einen nicht belegen konnte. Das lag zum Teil daran, dass es einfach zu wenige Leute für ein Zustandekommen des entsprechenden Kurses gab. Man sollte daher schon etwas flexibel bei seiner Wahl sein, und sich nicht zu sehr auf bestimmte Kurse fixieren.

Meine von mir belegten Kurse waren dann schließlich:

Modelling for Electrical Engineers:

Hat eigentlich so gut wie gar nichts mit Electrical Engineering zu tun, sondern ist eine Einführung in MATLAB. Wenn man wie ich zuvor noch nie groß mit diesem Programm gearbeitet hat ist dieser Kurs eine gute Möglichkeit das Programmieren mit MATLAB in den Grundzügen zu erlernen. Der Kurs setzte sich aus Vorlesungen und Übungen am Rechner zusammen. Wobei die Vorlesungen nicht Pflicht waren und oft auch nicht sehr hilfreich, im Gegensatz zu den Tutorien, die man auch einmal wöchentlich besuchen sollte.

Power Plants:

Wie der Name schon sagt geht es in diesem Kurs um Kraftwerke. Dabei wird näher auf Funktion und Aufbau von Turbinen, Kondensatoren, Kühlkreisläufen, etc. eingegangen. Das Thema Regenerative Energien und Umweltschutz wird behandelt, wenn auch nicht sehr ausführlich. Da Südafrika ein Land mit großen Kohle Vorkommen ist, liegt der Schwerpunkt der Vorlesung definitiv im Bereich konventioneller Technologien. Im Rahmen dieser Vorlesung haben wir das einzige Atomkraftwerk in Südafrika besucht.

Energy Modelling:

Dieser Kurs fand am Ende des Semesters als zweiwöchiger Block statt und ist nicht nur für Studenten angelegt. Auch Regierungsangestellte und Leute aus der Privatwirtschaft nahmen an diesem Kurs Teil. Im Grunde beschränkte sich dieser auf das Arbeiten mit den Programmen LEAP und MARKAL, welche beides Programme zur Simulation von Energie Sektoren sind. Anhand kleinerer Aufgaben wurde Schritt für Schritt, von der Bereitstellung bis zum Endverbraucher, der Energiehaushalt eines imaginären Landes simuliert.  Dieser Kurs war sehr gut betreut, da wir erstens nicht sehr viele Teilnehmer waren, und da zweitens einer der Dozenten Mitentwickler von LEAP war.

Generell kann man sagen, dass das Studieren in Südafrika im Vergleich zu Deutschland verschulter ist. Das schon allein aus dem Grund dass die Vorlesungen nur 45 Minuten dauern. Was ich als sehr angenehm empfand. Auch während des Semesters finden häufiger Tests und Klausuren statt oder sind Essays einzureichen.

Neben dem Studieren gibt es die Möglichkeit einem der zahlreichen Sport Clubs oder Societies der UCT beizutreten. Am Anfang des Semesters kann man sich für drei Clubs kostenlos einschreiben. Von Rugby über Wine Tasting bis zu Tischtennis findet man hier wirklich jede erdenkliche „Sportart“. Wer sich lieber sozial engagiert, kann das bei SHAWCO (Student’s Health And Welfare Centres Organisation) tun. Diese Organisation betreut und leitet mehrere Projekte vorwiegend in den Townships von Kap Stadt. Ich habe an dem Masifundisane Food Gardening Project teilgenommen. Wir haben uns einmal wöchentlich mit Schülern einer Schule in Khayelitsha getroffen und uns gemeinsam um einen kleinen Gemüsegarten in der nähe der Schule gekümmert. Ziel war es, den Schülern zu ermöglichen diese Arbeit selbständig weiter zu führen und ihnen somit aus dem Verkauf des Gemüses eine Einnahmequelle zu sichern.

Für mich war dieses Projekt eine sehr einschneidende Erfahrung während meiner Zeit in Kapstadt, da ich hier die Gelegenheit hatte zu lernen, was es heißt, in einem Township zu leben und aufzuwachsen. Auf der SHAWCO Homepage finden sich Informationen über alle angebotenen Projekte. Wer also Interesse hat, sollte mal einen Blick drauf werfen.

Fazit:

Ich würde mich jederzeit wieder für diesen Auslandsaufenthalt bewerben, nur dann aber für ein ganzes Jahr. Also: nicht von dem ganzen Papierkram abschrecken lassen und bewerben! Für weitere Fragen stehe ich jederzeit gerne zur Verfügung.

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