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Westküste von Kapstadt - Luftaufnahme und Panorama mit Tafelberg

Reisebericht Westküste

An der Westküste - Reisebericht - Zwei Tage im weißen Sand & heißen Land am Atlantik

Hunde und Katzen blieben zuhause (und das Töchterchen zum Aufpassen) - Lydia und Paul, Wilu und ich aber stiegen ins Auto; zwei kleine Köfferchen waren dabei und ein paar Flaschen Rotwein vom Allerbesten. Und los ging's nach Stellenbosch, dann genau 35 Minuten nach Malmesbury, ein kurzer Besuch auf der Weinfarm "Cloof" und hinein nach Darling. Eine Dutch Reformed und eine Presby-terian Church, "Darling's Kaffeehaus" und "Schatzi's Restaurant", seit 1917 eine alljährliche "Wild Flower Show", eine großartige Orchideen-Gärtnerei und dann am Bahnhof von Darling das berühmte Kabarett des Pieter Dirk Uys: "Evita se Perron" mit Cafe, Bar und Flohmarkt.

Nach gut 15 km kreuzen wir die R27 (die von Kapstadt heraufkommt) und fahren in Richtung Meer nach Yzerfontein, einem kleinen pittoresken Fischerdorf mit Campingplatz, vielen Zugängen zum langen weißen Sandstrand, eiskaltem Wasser, viel Wind und unzähligen grellbunten "sold" oder "for sale" Schildern der vielen Häusermakler. Weit draußen im Meer sieht man den Leuchtturm von "Dassen Island", einer Insel voller Pinguine und Seevögel, aber nur mit der Yacht erreichbar. Nun fahren wir am Strand entlang aber hinter den Dünen eine tiefsandige Pad durch Fynbos in Richtung Geelbek und Churchhaven und "West Coast National Park", recht anstrengend für Auto und Fahrer (und mit vielen Stopps, da andauernd kleine und große Schildkröten den Weg kreuzen).

Der West Coast National Park, der in Yzerfontein beginnt, ist 18 000 Hektar groß. Zu ihm gehören auch die vier Vogelinseln Jutten, Schaa-pen, Malgas und und Marcus sowie die Lagune von Langebaan. Integriert wurde auch die Sektion "Postberg". Hier gab es in den letzten Jahren eine noch imponieren-dere Frühjahrs-Wildblumen-blüte als im Namaqualand selbst. Langebaan ist der Hauptort für den Tourismus, vor allem für Wassersportler und Golfer. Übernachten kann man in der Langebaan Lodge, aber wir schauen ein wenig wehmütig auf sie herab, kennen wir sie doch noch als das alte Panoramic Hotel, das aber allen damals nur ais "The Rum 'n Panic" bekannt war. Nun geht's weiter am Country Club und Club Mykonos vorbei um die Saldanha Bay herum. Diese Bucht erhielt ihren Namen von Antonio de Saldanha, einem portugiesischem Admiral, der 1503 in Kapstadt ankerte. Der Ort Saldanha besitzt den größten und tiefsten natürlichen Eisenerz-Exporthafen der südlichen Hemisphäre und hier existiert eine funktionierende Mischung von Industrie, Militär-Camps, Tourismusanlagen aller Art und großen Naturschutzgebieten. Nun fahren wir durch Vreden-burg hindurch nach Cape Columbine (benannt nach einem Schiffswrack aus dem Jahre 1829), fotografieren den Leuchtturm - den letzten in Südafrika, der noch von einem Leuchtturmwärter bedient wird, und den ersten, der die Schiffe, die aus Europa kommen, in Südafrika aus 80 Metern Höhe und über 32 Seemeilen hinweg begrüßt. Das Hotel in Paternoster ist ein Geheimtipp für Leute, die gerne Meeresfrüchte oder frischen Fisch mögen. Die Fischersleute kommen jeden Tag so gegen ein Uhr mittags von ihren Trips zurück. Crayfish gibt's noch bis Mitte April. Nun folgen achteinhalb Kilometer Schotterstraße, dann geht's links ab in Richtung Meer nach Stompneus Bay und hinein nach Shelley Point, unserem eigentlichen Ziel, der Vier-Sterne "Oystercatcher Lodge". Die Eigentümer (Luc ist Schweizer, Sue ist Südafrikanerin) kenne ich schon seit einem Dutzend an Jahren: Luc war früher einmal der Manager des Swiss Hotels in der Kloof Street in Kapstadt. Natürlich war die Wiedersehensfreude groß. Schnell waren die Köfferchen aus dem Auto geholt, wir bekamen ein paar wenige Instruktionen und die Zimmerschlüssel, endlich konnte ich mir die kleinen schwarzen Gummikrümel vom Lenkrad an meinen Händen abwaschen; aber dann verlangte meine Frau, ich solle doch besser "ganz" duschen. Und das supermoderne Bad mit der großen Glastüre zur Dusche lockte.

Nach zwei Minuten kam ich als neuer Mensch wieder heraus, 300 Kilometer Autofahrt waren restlos abgespült. Das große Zimmer ist schön, ich war restlos zufrieden. Ein riesiges Doppelbett, zwei Sessel, ein Klubtisch, ein Schreibtisch, der große Spiegel und die riesige Glaswand hinaus auf den Balkon und hinaus aufs Meer. Und wirklich, draußen vor dem Fenster bewegten sich drei Wale im Wasser und einige Delphine und Robben spielten um sie herum. Nun hatte ich so etwas natürlich hier am Kap schon oft gesehen, aber die nicht enden wollenden langen Schwärme der schwarzen Kormorane (Duiker) waren mir in solchen Mengen noch nie begegnet und beeindruckten mich mit ihren Formationsflügen so ganz knapp über dem Wasser.

Zeit zum Abendessen! Gut 100 Schritt von der "Oystercatcher Lodge" entfernt (der Oystercatcher ist übrigens ein auch an der Westküste recht selten gewordener Vogel, so wie eine kleiner schlanker Kiebitz mit rotem Schnabel und roten Beinen), also ganz nahe an der Lodge befindet sich das Restaurant "Cattle Baron", ein Fisch- und Steak-house, das ebenfalls Luc und Sue Christen gehört. Kaum hatten wir Platz genommen, da stand auch schon der Küchenchef neben unserem Tisch, in weißer Chefjacke mit schwarzen Knöpfen, Luc! Kein Wunder, dass uns der (im übrigen hervorragende) Fisch zusagte, ja, sogar der preiswerte Hauswein (aus Porterville) bekam unser Lob. Noch einmal wurden die Eindrücke des Tages besprochen, dann aber nahm uns der Sonnenuntergang über dem Meer gefangen, den wir von unserer gläsernen "Aussichtsplattform" mit dem "besten Tisch" im Restaurant voll und ganz genossen. Das Restaurant füllte sich immer mehr, wohl Wochen-end-Gäste so wie wir, viele von ihnen sicherlich auch mit eigenem Häuschen hier in Shelley Point. Gute Nacht!

Das Frühstück am nächsten Morgen war toll; bedient wurden wir vom Küchenchef, Luc. Hinein ins Auto - heute wollen wir nach Elands Bay, das ist ein Küstenörtchen in der selben großen Bucht wie Shelley Point (St. Helena Bay); der Weg dorthin führt aber dennoch erst einmal etwa 25 Kilometer weit ins Land hinein, dann links ab nach Velddrif und wieder (auf der altbekannten R 27, die von Kapstadt kommt) zum Meer nach Laaiplek und dann an den Dünen entlang nach Dwars-kersbos. Links befindet sich das Vogelparadies Rocherpan mit den seltenen African Black Oystercatcher-Vögeln und rechterhand liegt ein sehr bekannter und beliebter 4x4-Trail. Nun mündet die R 27 in eine Schotterstraße, es geht steil den Berg hinauf, vorbei an einem verunglückten und total ausgebrannten VW-Bus, durch Fynbos hindurch und dann wieder steil bergab. Am Wegesrand stehen einige zerfallene verlassene Häuser: "renovator's dreams".

Jetzt kommen wir an eine Stelle, wo ein kleiner Fluss in eine Lagune vor dem Meer mündet. Flamingos und Seevögel zu Hunderten. Aber auch ein riesiger Felsen, der aussieht wie der Kopf eines Affen, ganz zu Recht sein Name: Baboon Point. Elands Bay aber erhielt seinen Namen in früherer Zeit, als hier noch die Eland Antilope heimisch war. Das kleine Fischerdörfchen besitzt das "Eland Hotel", einige "Cafes", die Vis & Chips anbieten, das schönste Haus gehört dem Metzger, dann gibt's da noch einen Campingplatz und eine Crayfish-Fabrik. Aber der Dorfpolizist erklärt uns, das die Crayfish-Fischerei an der Westküste von 2000 Tonnen im Jahr 1960 auf nunmehr unter 100 Tonnen im Jahr abgesunken ist, der Grund: Overfishing. Und der Grund für ihn, den alten Fischermann, nun als Dorfpolizist sein Aus- und Einkommen zu verdienen. O ja, das Wichtigste habe ich vergessen. Elands Bay besitzt einen wunderschönen Sandstrand und ein Stück Felsenküste. Natürlich suchen wir hier nach Muscheln, nach Austern und Seesternen ... und Lydia holt sich einen unvergesslichen Sonnenbrand.

Und noch eines ist erwähnenswert: Elands Bay besitzt einen der besten Strände für Surfer! Heute allerdings dürfen wir nur "Amateure" bewundern. Darf ich Ihnen einige Tipps geben? Sie sollten für eine Autotour an die Westküste mitnehmen: Ein intaktes Reserverad, einen Sonnenhut und Sonnencreme, eine gute Landkarte, ein Paar feste Schuhe, eine Kamera und ein paar Brocken Afrikaans. Und wenn Sie in diesem Land of "milk and honey" perfekt ausgestattet sein wollen, so müssen Sie schon Ihre eigene Kuh und eine Biene mitnehmen, soll heißen: Versuchen Sie an der Westküste so ausgerüstet zu sein, dass Sie sich zur Not für einen oder zwei Tage selbst versorgen können oder Sie machen es so, wie wir es getan haben: Wir sind ins Auto gestiegen, haben unserem Dorfpolizisten noch einmal zugewinkt, dann in Richtung Osten ein Stückchen R 399, links ab und etwa 20 Kilometer auf Schotter, wieder links ab und hinein ins kleine Dörfchen Aurora. Hier leben 800 Einwohner, sie leben von Fischen, Schafen und guter Luft - und mitten unter ihnen lebt Helmut.

Helmut (früher einmal Manager des "Thüringer Hof" in Windhoek) hatte mir vor Jahren mein Restaurant "De Kelder" in der Dorpstraat in Stellenbosch abgekauft, hatte es erfolgreich geführt und war dann eines Nachts nach Geschäftsschluss von einer Bande "schwarzer Mitmenschen" überfallen, mit einem Dutzend Messerstiche in Gesicht, Hals, Rücken und Hände schwer verletzt und beinahe ausgeraubt worden. Aber er wehrte sich, erschoss einen von denen, verletzte einen anderen schwer und verjagte die übrigen. Dann entschloss er sich, "friedlichere Gefilde" in Südafrika zu suchen und fand Aurora.
Hier besitzt und leitet er nun das "L'Aurore Gästehaus und Restaurant". Große Wiedersehensfreude, Schulterklopfen, selbst der Hund, der dösig auf der Stub in der Mittagssonne lag, wedelt uns freundlich zu. "Hier kocht der Chef" und so schmeckt es dann uns hungrigen Mäulern auch.

Natürlich müssen wir die Zimmer besichtigen und den großen schattigen Garten mit dem Pool, dem Braaiplatz und dem "Lover's Walk". Aber dann geht's wieder zurück zur Flasche Rotwein und zu den Geschichten von dazumal. Das Restaurant ist urig, gemütlich, stilvoll und ganz so, wie man sich eine "Kneipe auf dem Dorf" vorstellt. Und wieder Schulterklopfen, auf Wiedersehen, wir müssen weiter, wir kommen wieder, der Hund wedelt uns zu.

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