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Kapstadt vom Signal Hill | Südafrika - Foto von Gossipguy - CC BY-SA 3.0 - Details im Impressum
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Wer zwei Stunden Zeit übrig hat... nimmt sich ein Bier und setzt sich vor den Fernseher. Wer aber zwei Tage Zeit hat, der nimmt sich seine Frau und setzt sich ins Auto. Nun. ich hatte zwei Tage Zeit... eine wunderschöne Zeit in und hinter den Cederbergen. "Die Cederberge", so erzählte ich meiner Frau, "das ist jene Bergwelt, in die einst eine Gruppe Bergwanderer einstieg und nie mehr zurückkehrte". - "Schrecklich!" sagte meine Frau "und da willst du hin? Was ist denn mit ihnen passiert?" - "Die lieben Leutchen sind nach zwei Tagen auf der anderen Seite abgestiegen ... so wie im vorigen Monat unsere Tochter Fee mit ihren Freunden".

Felsenmalerei in KapstadtErster Anlaufpunkt unserer Reise ist Citrusdal, in gut zwei Autostunden von Kapstadt zu erreichen. Nun haben Sie drei Möglichkeiten:

Erstens, Sie nehmen den kürzesten Weg, bleiben auf der N7 und fahren nach Clanwilliam (50 km). Zweitens, Sie fahren in Citrusdal auf der Voortrekker Road (das ist die Hauptstraße dort) in Richtung Norden aus dem Ort heraus, und dann - auf gewundener, hügeliger Schotterstraße - etwa 60 km nach Clanwilliam. Fahrzeit knapp zwei Stunden. Drittens: Sie fahren (und das empfehlen wir) genau so wie bei zweitens aus Citrusdal hinaus; nach 25 km treffen Sie bei Arbeidsgenot auf den Olifantsriver (linkerhand) und gut zehn km später auf eine Kreuzung. Dort fahren Sie rechts ab nach Algeria. Die Gegend hier am Nieuwoodts-Pass ist atemberaubend. Von Algeria Ortsmitte geht es dann scharf links ab entlang dem Rondegatriver etwa 30 km bis Clanwilliam. Sie sehen, Clanwilliam ist unser eigentlicher Startpunkt.

Pakhuis-Pass

rockart-1Von Clanwilliam auf der R364 zwei Kilometer bis Patrysvlei und dann nordöstlich den Pakhuis-Pass hinauf durch eine imponierende Ansammlung der unterschiedlichsten Felsformationen hindurch. Die Pass-Straße wurde in den Jahren 1874-1877 von dem berühmten kapländischen Straßenbauer Thomas Bain geschaffen und dann nach 1960 erweitert und verbreitert. Den alten Weg können Sie übrigens noch als kleine Seitenstraße zwischen Kleinkliphuis und Kliphuis entlangfahren. Inzwischen wurde die gesamte Strecke geteert. Kleinkliphuis bedeutet Kleines Steinhaus, das älteste Haus auf dem Pass, 11 km von Clanwilliam entfernt. Früher wurden hier die Ochsen zum ersten Mal ausgespannt, hier gab es die erste Rooibos-Tee-Plantage im Land, es wurden Erdbeeren angepflanzt, man züchtete Schweine und betrieb Milchwirtschaft mit Rindern. Heute gibt's hier einen Teegarten, Übernachtungsmöglichkeit und ein kleines Naturreservat.

Leipoldt's Grab

rockart-217 km von Clanwilliam steht links ein Hinweis "Leipoldt's Grave". Christian Frederik Louis Leipoldt war 1880 im nahen Worcester geboren worden, als Enkelsohn des Begründers der Missionsstation Wuppertal ganz nahebei. Leipoldt studierte Medizin, wurde aber dann im Anglo-Burenkrieg Kriegsberichterstatter, später Botaniker und berühmter Schriftsteller und Poet. Hier ist sein Grab unter einem kleinen Felsüberhang, an dessen Wänden auch heute noch Felsmalereien der San (die alte einheimische Bevölkerung) zu sehen sind. Nun geht's über die Kliphuis-River-Brücke nach Kliphuis mit Campingplatz, Duschen und schönen Spazierwegen.

Die Passhöhe

Der Pass führt Sie auf 914 m Höhe, der Blick zurück ist wunderschön. Oben führt rechts ein Weg zu einem verschlossenen Tor (den Schlüssel und das Permit gibt's in Kliphuis), hier ist der Ausganspunkt für viele kurze, aber auch mehrtätige Wanderungen durch seltsame Felsansammlungen und heimischen Fynbos ... und jetzt im September blühen die Wildblumen und bedecken das ganze Land.

Galant se Gang

Den Pass hinunter und an Pakhuis (Warenlager - weil hier die Steine so gestapelt liegen) vorbei. Dann nach Vleiplaas und Old School -heute benutzt als Kirche der Herrnhuter Brudergemeinde. Beim Riethaus hinter dem riesigen Felsblock schlägt die Straße einen großen Linksbogen bis zu einem Obstgarten mit Mandelbäumen. Hinter dem Farmhaus führt hinter massiven Felswänden ein enger Gang in die Berge: Daanster Galant war ein Dieb und Mörder, der oft durch diese Passage entwischte, später aber gehängt wurde.

Oupoort

rockart-3Der Name des alten Passes war ursprünglich Spookpoort (Spuk- oder Geister-Pass); Pferde verweigerten im Dunklen diese enge Passage, und auch die Menschen bekamen es mit der Angst zu tun, weil hier in der Nacht ein Hund ohne Kopf herumläuft und ein Mädchen ins Auto schwebt, das mit seinen langen Haaren dem Fahrer die Sicht nimmt.

Und ein junger Mann mit einer Harley-Davidson fand einst ein Baby, das bei Sonnenuntergang mitten auf der Straße lag. Er hob es auf und rief nach der Mutter, aber die Felsen gaben nur ein Echo zurück. So band er sich das Baby auf den Rücken und fuhr vorsichtig bis ans Ende des Passes. Plötzlich fühlte er etwas Haariges in seinem Nacken ... und als er sich umdrehte, sah er in die stumpfen Augen eines alten bärtigen Mannes ...

Und dann gibt's da noch ein mysteriöses Grab oben auf dem Pass, aber wenn Sie dessen Geschichte erleben wollen, fahren Sie selbst hin, am besten um Mitternacht! Oupoort, Spukpoort und noch ein dritter Name: Rooipoort, ganz sicher so genannt, weil das Felsgestein hier flammend rot ist. - Nun geht es auf nach Travellers Rest...

San-Felsmalereien auf der Cederberg-Wanderung - SevillaTrail

Im Laden von Traveller's Rest (Tel 027-482 1824) kaufen wi uns neben der Eintrittskarte das Büchlein "Rock Art of the Western Cape" - dieses Buch ist ein hervorragender Führer zum Sevilla Trail. Es gibt detaillierte Beschreibungen des in der Natur mit weißen Fußstapfen ausgeschilderten Wanderweges, lässt einen die vielen Höhlen und Felsüberhänge leicht finden und gibt gute Erklärungen zu den verschiedenen Felszeichnungen. Wir empfehlen die drei Kilometer lange Wegstrecke von Punkt 1 bis 9, Punkt 10 sollte von "ernsthaften" Wanderern dazugenommen werden. Und wir empfehlen festes Schuhwerk, einen Hut und genügend Vorrat an Trinkbarem, auch Wasser.

Fundstelle 1
felsenmalerei-6Sehr große, leicht zu erkennende menschliche Figuren in blassem Ocker, vom Zahn der Zeit stark angenagt. Darüber-gemalt eine merkwürdige An-sammlung von Menschen; die Farne ist von Flechten über-wachsen und wirkt nun fast schwarz.

Fundstelle 2
felsenmalerei-5Ein kleiner Felsüberhang nur, sicherlich keine Wohnstelle, ...mit seltsamen Zeichnungen von "Monstern": ein Dinosaurier oder eine Giraffe, Chamäleons - lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf. Ob dies ein Ort des Schamanen, des Zauberers gewesen ist? - Hier findet man auch diese haken-köpfigen händeklatschenden Tänzer. Die kleineren Figuren sind vielleicht spielende Kinder? felsenmalerei-4Seltsam die kuriose Figur mit den dicken Beinen auf der Abbildung unten, links im Bild. Während das zebraähnliche Tier (unten rechts) wohl ein (inzwischen ausgestorbenes) Quagga darstellen soll.

Fundstelle 3
Wohl auch keine Wohnstelle. Seltsam unfertige Tierkörper mit Menschenfüßen - der Maler muss auf dem Rücken unter dem Felsen gelegen haben.  Und unter dem großen Felsbrocken findet man weitere verblasste Zeichnungen. Unter anderen auch diese hübsche
felsenmalerei-7Familiengruppe und die  beiden kleinen Männlein. Inter-' essant an ihnen ist, dass sie auf einer sie verbindenden Linie stehen - sicher ein Bezug zu einer  Trance-Begebenheit. Ganz nahebei findet man wieder einmal ein Zebra oder ein Quagga, wunderschön, fein und sauber gezeichnet.

Und dann noch eine Gruppe Strichmännchen, alle in grauschwarz, wohl kämpfend oder jagend, jedenfalls alle in Bewegung und voller Aktion. Wenn Sie jetzt hinunterklettern, sollten Sie noch hinter den dicken Felsen schauen. In dem breiten Spalt im Brocken dahinter sind  weitere Felsbilder.

Fundstelle 4
felsenmalerei-2Gerade unterhalb von 3, eine Ansammlung von Zebra- oder Quagga-Abbildungen. Und zwischen 4 und 5 findet man noch einige blasse Felsbilder, zu denen man aber eine recht gefährliche Kletterpartie veranstalten muss. Eines davon zeigt deutliche Spuren von Vandalismus. Vielleicht aber sind auch die tiefen Kratzer, die das Bild zu einem großen  Teil zerstören, selbst schon aus der Vorzeit, wer weiß?

felsenmalerei-3Etwas weiter gibt es zwischen den gigantischen Felsbrocken ein paar ausgefallene Bilder. Vor allem die Farbe der Menschengruppe in  schwarz ist total von Flechten überwachsen und zerfressen.

Fundstelle 5
Ein langer schmaler Felsüberhang an einem Olivenbaum. Gut erhaltene Bilder in kleinen Nischen und an der Decke. Aber klettern Sie nicht herum, Sie würden auf Zeichnungen zu stehen kommen. Auch diesen schönen Gemsbok findet man hier.

felsenmalerei-7Ebenfalls bei Fundstelle 5 findet   man   dieses   reizende neugeborene   Zebra-   oder Quaggafohlen, noch unsicher auf   den    langen  weichen Beinen.   Dann  gibt es  eine Reihe Eland-Abbildungen und auf der rechten Seite - nicht leicht zu finden - diese skurille Figur eines Mannes. Das Herumschauen lohnt sich: da und dort noch ein Eland, ein paar Beine, deren Körper im Lauf der Zeit verloschen sind ... und die hübsche Gruppe von Frauen, die auf einer schrägen Ebene zu stehen scheinen.  Das Paneel an der Decke zeigt an einer Stelle drei Lagen über-einandergemalter Bilder.  Die sehr verblassten Tier- und Menschengestalten sind wohl die ältesten. Links scheint eine Figur weg-zurennen.

felsenmalerei-8Unten in der Mitte ist das klar erkennbare Abbild eines Bogenschützen, grafisch perfekt gestaltet. Wir geben diesen Ausschnitt des Bildes nochmals "in groß" in der nächsten Spalte oben wieder. Nicht ganz so gelungen scheint uns der Mann  mit der "Triefnase" eine ganz typische Zeichnung für eine Person, die sich im Zustand der Trance befindet. Interessant sind aber auch die halbfertigen Figuren. Sie zeigen, wie der Maler seine Zeichnungen aufbaute, nämlich wie einen Schneemann: erst den Unterkörper, dann den Oberkörper, am Schluss die Arme und den Kopf.

Fundstelle 6
Direkt neben 5. Die auffälligste Zeichnung ist die Reihe der sieben tanzenden Frauen. Übrigens: Die kleine Zeichnung hier unten in dieser Spalte findet sich an einer anderen Stelle im Gebiet von Travellers Rest - sicher von demselben Künstler geschaffen worden.


felsenmalerei-9Dann gibt's neben vielen anderen Bildern noch dieses interessante Zebra- oder Quaggafohlen. Das eine Ohr ist hohl, das rechte Bein ist vom Körper durch eine weiße Linie getrennt. Erste Versuche einer Perspektive? Nicht erklärlich ist der "Kopf" mit den Linien im "Gesicht". Oben an der Wand gibt es noch einen Bogenschützen, mit dem Bogen nach unten gerichtet.

felsenmalerei-10Dann noch eine Hyäne (?) und ein Hartebeest (?). Zwischen 6 und 7 findet man noch ein paar blasse Bilder an den Überhängen neben dem
Weg.

Fundstelle 7
Hier haben Menschen gewohnt. Der schwarze Elefant ist das größte Gemälde (75 cm) auf dem gesamten Sevilla-Trail, die kleine junge Antilope das kleinste (unten rechts). Und dann gibt es noch diese beiden seltsamen Hakenköpfe, bei denen die Farbe der Köpfe im Laufe
der Zeit verlorengegangen ist. Es ist recht schwierig, sie heute ein- oder zuzuordnen.

Fundstelle 8
Diese Höhle diente als Ziegenstall, der Boden ist voller Dung. Besonders interessant: Diese beiden Abdrücke von, Kinderhänden. Noch sieht man den dicken Stein, auf dem das Kind stand oder kniete.

Fundstelle 9
Hier liegt ein riesiger Felsen, der aus dem Überhang herausbrach. Auf ihm befinden sich äußerst alte Zeichnungen: Zwei "tanzende" Frauen, ganz ähnlich denen von Fundstelle 6. Dann gibt's noch viele Zebras oder Quaggas hier, eines mit hohlem Ohr, Auge und einem weiß abgesetzten Schwanz.

Fundstelle 10
felsenmalerei-11Die ist 2 km weit entfernt und Sie müssen den Brandewyn River überqueren. Sie können also auf dem alten Weg zurückkehren und - bei anderem Licht - noch einmal in die eine oder andere Höhle hineinschauen. Wenn Sie aber wirklich weitermachen wollen: Vorsicht, der Fluss kann wild sein und es gibt Treibsand!

Hinter dem Aquädukt finden Sie eine "Prozession" von 35 Menschen, die das Tal herausziehen, vor vielen 1000 Jahren. Die kleinere Prozession mit 25 Leuten scheint hauptsäclich junge Menschen mitzuführen, vielleicht zur Initiation? - Machen Sie da doch einfach mit, fühlen Sie sich wie ein San!

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