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Kapstadt vom Signal Hill | Südafrika - Foto von Gossipguy - CC BY-SA 3.0 - Details im Impressum
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Nachdem ich 2007 etwas genauer wissen wollte, was ausgewanderte Deutsche in KwaZulu Natal für südafrikanische Kinder tun, habe ich mit etwas Spendengeld von Freunden und Familie Lebensmittel und Kinderkleidung für drei Familien gekauft und ihnen dies nach Hause gebracht. 2008 habe ich dann Geld an meine Bekannten geschickt, die es für eine junge Frau, die im Rollstuhl sitzt, verwendeten. Die Aussicht, noch einmal nach KwaZulu Natal zu kommen, ist im Moment sehr gering.

Mitchells Plain SoupkitchenAuf der Suche nach Bedürftigen, um die ich mich von Kapstadt aus persönlich kümmern kann, dachte ich zuerst an das Saartjie Bartman Center in Manenberg, das ich 2008 anläßlich einer Kinder-weihnachtsfeier besuchte, die von einer Klasse meiner Sprachenschule organisiert wurde.

Man mag über facebook denken wie man will. Manchmal ist es doch hilfreich. So habe ich erfahren, dass die Sprachenschule seit 2009 eine Suppenküche in Mitchell’s Plain unterstützt, die von einem Sohn des Schulkraftfahrers gegründet wurde und nun von seiner Witwe Faieka weitergeführt wird.

Das schien mir 2011 der richtige Platz zu sein für das Spendengeld, das ich im Freundes- und Familienkreis aber auch anlässlich des Forikertreffens von www.kapstadt.net gesammelt hatte. Es war etwa das 3 ½ fache der früheren Beträge.

Um mir erst einmal einen Eindruck zu verschaffen, nahm ich an der Mittwochs-Fahrt der Studenten der Sprachenschule teil.

mitchells-plain-soupkitchen-2Der Teilnahmebeitrag kommt in voller Höhe der Suppenküche zugute. Stanford, der Schulkraftfahrer, berichtete von der Gründung der Suppenküche durch seinen Sohn Quinton, dessen Ermordung und die Weiterführung der Küche durch seine Schwiegertochter Faieka. Sie steht jeden Morgen um 4.00 Uhr auf, bereitet die Suppe vor und kümmert sich dann um ihre Ausbildung zur Lehrerin.

Unterstützung erhält sie nicht nur durch die Familie, und die Schule sondern auch von zwei Frauen aus der Nachbarschaft. Mittwochs helfen die Studenten bei der Essenausgabe und spielen anschließend mit den Kindern.

Hier erfährt man die Geschichte von Quinton Welman, berichtet von seiner Schwester Bernice. Am Ende dieses Ausflugs war mir klar: Das ist der richtige Platz für unser Spendengeld.

mitchells-plain-soupkitchen-3Als nächstes folgte die Shopping-Tour mit Stanford, um Lebensmittel für die Suppenküche zu kaufen. Auf diese Weise habe ich wieder eine neue Seite von Kapstadt kennen gelernt, die mir als „Nur-noch-Urlauberin“, die ich ja nun bin, kaum zugänglich gewesen wäre.

Mitchell’s Plain ist einer der größten Vororte von Kapstadt. Ich wollte nicht das gesamte Geld in bar durch die Gegend tragen. Deshalb habe ich einen Teil erst am ATM an einer Tankstelle in Mitchell’s Plain abgehoben – mit Stanford als „Bodyguard“.

Die erste Station war ein Lebensmittel-Großmarkt, in dem aber – anders als in Deutschland – jedermann einkaufen kann. Faieka hat den Wagen gefüllt und ich habe an der Kasse bezahlt. Dann ging es weiter zum Fleischer. Bis dort alles zusammengestellt und verpackt war, verging einige Zeit. So haben wir schnell noch in einem kleinen Laden in der Nähe das Toastbrot für den nächsten Tag bezahlt, das immer frisch geholt und mit den Essenportionen ausgegeben wird.

mitchells-plain-soupkitchen-6Die letzte Station war Checkers, der Supermarkt. Hier waren die Großpackungen Hähnchenteile billiger als in der Fleischerei. Faieka hat mir gezeigt, dass Vertrauen gut, Kontrolle aber besser ist. Nachdem ich bezahlt hatte, hat sie die Positionen auf dem Kassenzettel mit den Fleischpäckchen verglichen – ein Päckchen war doppelt berechnet.

Es wäre zu umständlich gewesen, das Geld zurückzahlen zu lassen. So hat Faieka noch ein Päckchen Fleisch geholt. Zuviel konnte es wirklich nicht sein, bei der Masse an Kindern, die erwartet wurden. Dieses Fleisch wurde schon für das Weihnachtsessen eingekauft, das nicht aus Suppe bestehen sollte.

Die Lebensmittel wurden bei Stanford zwischengelagert, weil der Platz in Faiekas Häuschen, in dem sie mit ihren drei Kindern lebt und zugleich die Suppenküche betreibt, dafür wirklich nicht ausreicht. Faieka wartet noch immer auf die Eintragung der „Quinton Welman Community Foundation“, wie die Suppenküche offiziell heißen soll, als gemeinnützige Stiftung. Dann kann sie ihre Helferinnen aus der Nachbarschaft fest anstellen – wieder zwei Arbeitsplätze mehr - und ihnen auch etwas bezahlen, sie kann zu Spenden aufrufen und um Unterstützung werben. Ich bin schon gespannt auf die weitere Entwicklung.

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Zum Abschluß noch eine kleine Geschichte am Rande: Mitchell’s Plain hat zum Teil noch einen nicht so guten Ruf und über die Kriminalität in Südafrika erhitzen sich die Gemüter ohnehin.

Das ist Stanford als wir in der Fleischerei warteten. Wie man deutlich sieht, hat er seine Auto- und sonstigen Schlüssel so lose aus der Gesäßtasche hängen wie das in Deutschland wohl kaum ein Mann tun würde.

Er hat sich köstlich amüsiert als ich ihn darauf ansprach. Trotzdem hat er bei der Fahrt durch einige Straßen gebeten, die Autofenster geschlossen zu halten.

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