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Kapstadt vom Signal Hill | Südafrika - Foto von Gossipguy - CC BY-SA 3.0 - Details im Impressum
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Alle Städtchen den Boland hinauf, den Boland hinab haben ihre Schätze und Kostbarkeiten; keine aber ist so reich und so bunt wie Stellenbosch. Alles ist da, was das Herz begehrt: lustiges Studentenleben und träumerische Stille, städtisches Gehabe und dörfliche Einfachheit, flutender Fremdenverkehr und feststehende Eigenart, neue Bauart und alte Architektur, Sportstadien und Altersheime, Gymnasien und Kirchgebäude, Museen und Festzelte - ein wahrer Ort der bunten Gegensätze.

Schon die Lage ist eigener Art. Zwischen grünen Weinbergen schmiegt sich die Stadt an die Ufer des Eersterivier und dringt tief in dessen wildverwegenes Tal hinein. So liegt sie da, vor dem Simonsberg, dem Stellenboschberg, dem Helderberg und den leicht gewellten Ebenen, die bis an den Atlantik und mit der False Bay bis an den Indischen Ozean reichen.

Hier wechseln Nadelwald und Laubholz ab, Weinberge und saftige Weiden, Parkanlagen und Naturreservate, Kirchhof und Dorfplatz, die von Eichen umsäumte Dorfstraße und die Schnellstraße, die vorbei an mehreren Golfanlagen und zu den meisten Weingütern führt. Granit, Schiefer, Kalk, Sandstein und Lehm, verschiedene Floren- und Faunengebiete, verschiedene Hautfarben der Menschen, verschiedene Sprachen, verschiedene Temperamente, verschiedene Kulturen - so reich an Reizen, so bunt und schön. Eine Kleinbürgerstadt, beherrscht von Kirche und Universität, aber mit reichem Gewerbe, kräftigem Handwerk, blühendem Handel und florierendem Fremdenverkehr. Es ist gleich, zu welcher Jahreszeit man dort ist; immer ist es dort schön. Hier drückt der Winter nicht, die vielen Cafes und Restaurants sind geöffnet, die Weingüter locken zur Probe und die Golfplätze sind voller Leben; und die Luft ist rein.

Und da die Berge die bösen Winde abhalten, bleibt es meist mild und man empfindet die Kälte nicht all zu sehr. Doch wenn auf den Brücken und Stegen die Bachstelze wieder umhertrippelt, dann kommt die hohe Zeit des Städtchens. Zwei Jahreszeiten sind dann dort dicht beieinander. Die Gärten protzen mit ihrem Vorfrühlingsflor, die Bäume blitzen von vielfarbigen Knospen. Amselgesang und Finkengeschmetter erfüllt das Gezweig; aber nur ein Stündchen den Berg hinauf, und der Nachwinter herrscht dort noch - vereinzelte weiße Flecken von Reif und Schnee, noch lüftet hier keine Knospe die Hüllen. Doch dann weckt die Sonne den karstigen Berghang, bis auch dort der felsige Boden sich wieder mit Gräsern und Blumen schmückt.

Viel Grün und Vogellieder, das ist es, was dem Fremden, und sei er noch so sehr Asphaltmensch, zu allererst in Stellenbosch auffällt. Die Ebene, das Hügelland und die Berge, sie alle schicken ihre Blumen bis mitten in den Ort hinein, und die Anlagen und Gärten quellen über von frischem Grün und Blütenpracht. Wo hört das Städtchen auf, wo enden die Gärten und beginnt die wilde Flora? Darauf gibt es keine Antwort. An den Böschungen wuchert ungestört allerlei wildes Gekraut, und wohin man sieht, über und unter der Stadt, vertragen sich die feierlichen Gartensträucher auf das beste mit dem wilden Gebüsch und Geblüm, dem Ginster oder den prachtvoll blühenden niederen Bodendeckern. Wildrose, Weißdorn und Brombeere dürfen auf ihrem Recht bestehen, und wer Augen hat, zu sehen, der hat seine helle Freude.

Und nun erst die Vogelwelt. Auch bei ihr gibt es keine Grenze zwischen Stadt und Umgebung. Hier schilpt der Hausspatz, hier schimpft der Kiebitz, dort schnurrt der Specht, wiehernd lachend. Im Jonkershoektal schluchzt abends die Nachtigall, mitten im belebten Freilicht-Theater schlüpft der Häher durch die Zweige, über den Dächern kreist der Falke, auf den Wiesen hüpfen die weißen Kuhvögel, stolzieren die Störche und die Reiher; und wenn die Nacht hereinbricht lacht der Waldkauz seinen Bass, das Käuzchen kichert im Diskant, der Uhu heult und unheimlich schnarcht die Turmeule. Im klaren Bachlauf stehen die Forellen, an den Hauswänden klettern die Geckos, im Gesträuch verbergen sich die Chamäleons, und ein bunteres Schmetterlingsgeflatter als hier hat keine Stadt, und keine so viel lustiges Gesumme und Gebrumme über den Blumen.

Ein heiterer Zug beherrscht den Ort und die Gesichter der Menschen, deren Philosophie lautet: nicht zu philosophieren. Es ist zuviel Schönes und Liebes und Lustiges zu sehen, da denkt man nicht. Nimm dir nur nicht vor, planmäßig Stellenbosch und seine Umgebung kennen zu lernen, auch wenn die vielfarbigen Prospekte im Info-Centre in der Market Street dazu verleiten wollen; es hat gar keinen Zweck, denn dazu reichen deine drei Wochen Ferien nicht. Dreh' dich einfach einmal um deine Achse und gehe dahin, wo deine Nase dich hinweist: überall ist es schön, überall sind Blumen, prächtige Weinberge, blühende Abhänge, heimliche Schluchten, und überall ist lustiges Volk. Doch suchst du Einsamkeit, nach ein paar Schritten hast du sie.

Aber gehe auch zur "Welwitschia" in den Botanischen Garten in der Plein Street, in den kühlen "Bergkelder" in der Adam Tas Road zur Weinprobe, ins "Lanzerac" zum Dinner Dance, spaziere zu den riesigen Sportanlagen bei "Coetzenburg" und auf der Trimm-Dich-Bahn ein wenig den Stellenboschberg hinauf, dann in's Jonkershoek-Tal und den wildromantischen Pfad bis zu den Wasserfällen. Oder wähle den bequemen Spaziergang im "Jan Marais Nature Reserve" ganz nahe an der Universität.

Eine Besichtigung der Moederkerk, ein Besuch im Dorpmuseum? Raste auf dem historischen Dorfplatz "Die Braak" und schau dir den alten Pulverturm an, der mit der roten Luke in seinem Turm so unglaublich lustig aussieht, als müsse er darüber lachen, dass vor seinen Mauern auch heute noch die grässlichen Kanonen von anno dazumal stehen, schräg gegenüber der Rheinischen Kirche. Mensch, du glaubst gar nicht, was es hier alles zu entdecken gibt! Den Bach zum Beispiel. Gehe ein paar Schritte den Noordwall an seinem Ufer entlang und schaue vom Geländer in das klare Wasser, wo die Jungen Forellen angeln.

Und achte mal auf die Namen der Straßen: Hamerkop und Kwickstert, Riesling und Pino-tage, Brandwacht und Welge-fallen, Kromrivier und Sonne-bloem, Tinktinkie und Piet-my-Vrou. Sei kein Frosch, alter Junge, fahr' mit deinem Mädel zur Blaauwklippen-Farm hinaus, lasse dir eine dicke Flasche kalt stellen und freue dich, dass du noch zwei Wochen weilen darfst in dieser Stadt.

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