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Robben Island in Kapstadt

Robben Island Reisebericht

Robben Island aus der Luft                                                                              Luftaufnahme von Robben IslandZum ersten Mal besucht auch der 27jährige Andreas Rheinhard aus Deutschland die Insel: "Einfach mal zu sehen, wo Mandela lange Zeit gelebt hat, wie das dort aussieht,und alles rund herum um die Insel."

Wie viele andere Besucher wird auch er auf der Insel Einzelheiten über die unmenschlichen Haftbedingungen der politischen Gefangenen der Apartheid erfahren. Pastor Timothy Harry, 41 Jahre, aus Richards Bay kommt natürlich auch, um die Zelle Mandelas zu sehen: "Es geht mit um die Spuren der Geschichte, es ist eine Erfahrung, eine Gelegenheit im neuen Südafrika, solche Orte kennenzulernen".

Die wilden Versuche einiger Piratenboote, illegal Touristen anzulanden, verurteilt er scharf: "Es müssen Recht und Ordnung herrschen, die Dinge müssen sich normal gestallten. Die Touren sollten geführt sein und nicht jeder irgenwie auf die Insel stürmen können".

Sewunele Sitole ist erst 15, sie kann sich an die Zeit, als Nelson Mandela auf der Insel war, nicht erinnern.Dennoch ist hier für sie der Ort, an dem das politische Wunder Südafrika möglich wurde: "Er war solange eingesperrt, kam frei und wurde Präsident- so geschehen die Dinge".

Rundfahrt auf Robben Island

Mit dem Boot nach Robben IslandAusflug mit dem Schnellboot nach Robben IslandUnsere Rundfahrt mit dem Bus geht zunächst vorüber am Kramat, also dem Schrein von Prinz Sayed Abduraman Madura von Jafet, die grünen Kuppeln und der Halbmond mit Stern bieten eine Überraschung.

Am Dieselkraftwerk vorbei, das die einzige Stromquelle des Eilands ist, fahren wir zu Bucht mit über 10.000 Pinguinen. Diese Kap-Jackass-Spezies wurde erst 1982 nach 300jähriger Abwesenheit wieder angesiedelt. Der Natur- und Artenreichtum ist überwältigend: 75 Vogelarten, Springböcke, Strausse, Schildkröten, sie alle schaffen ein einmaliges Szenario, das so erhalten bleiben soll.

Einsam mahnt ein Steinbruch am Uferrand der Zeiten, als Häftlinge vor 350 Jahren ihre eigenen Kerkerwände aus dem Felsgestein herausbrechen mußten. Nicht weit davon die Badestelle für die Leprakranken, die von 1846-1931 auf der Insel dahinsiechten.Heute zeugen nur der Friedhof und die arg zerfallene Kirche des Guten Hirten vom Leiden jener Kranken.

Die Wetterstation mit dem automatischen Nebelhorn, das Walskelett mit den riesigen Eckzähnen und die Verteidungsanlagen aus dem 2.Weltkrieg liegen an der Route wuchtig, gut getarnt zwischen Büschen und Bäumen liegt ein B1-Geschütz der Attillerie, 42 Tonnen schwer, mit 48 Kilometer Reichweite. Die Japaner wollte man damals abschrecken, sie kamen nie nach Kapstadt. 30 Meter über dem Meeresspiegel und auf dem höchsten Punkt der Insel liegt der Leuchtturm, der Rotlicht ausstrahlt: eine besondere Warnung vor dem Walriff-Seegebirge, auf das schon manch Dampfer beim Einfahren nach Kapstadt auflief....
Auch der Golfplatz mit seinen neuen Löchern ist ein Unikum, ebenso wie die schrottreifen Autos, die auf der Insel fahren, weil sie lediglich einen Scheibenwischer,einen Scheinwerfer,ein Bremslicht und eine Bremse brauchen.

Zellenblock "B Seksie"

"B SEKSIE" steht dort in großen afrikaansen Buchstaben, und No 5, nur zwei mal drei Meter im Umfang, war Mandelas Zelle. Damals trug sie noch die Nummer 4 und wurde erst später neu nummeriert. Kontakt zur Aussenwelt gab es nur duch die Zensur, meist wurden alle Zeitungen und Briefe, die seine damalige Frau Winnie schrieb, bis zur Lächerlich verkürzt.

Lionel erzählt:

"Wer hierher kam, hatte gar nichts. Man mußte auf einer einfachen Matte schlafen, später kam eine zweite hinzu und nach Jahren das Stahlbett. Alles diente dazu, uns die menschliche Würde zu rauben.So mußten wir für unsere Würde kämpfen."
Als Toilette diente ein Eimer, den die Gefangenen einmal am Tage selbst reinigen mußten. In den Zellen gab es keinerlei privaten Besitz, die Arbeit im Kalksteinbruch, die kalten Duschen..., all das hat bei den politischen Streitern für Freiheit und Gerechtigkeit gesundheitliche Spuren hinterlassen. Nelson Mendela mußte seine Augen operieren lassen und darf heute nur noch ohne Blitzlicht und Scheinwerfer fotografiert werden. Doch in der Haft wurde keiner von ihnen gebrochen; draussen im Hof mit dem Sportplatz auch jener kleiner Garten an der Mauer, wo Mandela die ersten Kapitel seines Buches "Der lange Weg zur Freiheit", in Mikroschrift verfaßt, heimlich vergrub. Mandela schreibt über seine Einlieferung:
Die Wärter riefen aus: "Dies ist eine Insel. Hier werdet ihr sterben! Am Gefängnis ist nichts, was einen erfreuen könnte, mit einer möglichen Ausnahme. Man hat Zeit zum Nachdenken. Ständig waren wir in politische Debatten verwickelt."

Robben Island Museum

Wer die unmenschlichen Haftbedingungen so hautnah sieht, der bewundert umso mehr die Fähigkeit Mandelas und der politschen Führer des neuen Südafrikas, ihre Versöhnungspolitik umzusetzen und den ehemaligen Tätern und Helfern der Apartheid zu vergeben. Erst seit dem 1. Januar 1997 untersteht die Insel dem Robben Island Museum, im Dezember 1996 verließen die letzten, nicht-politischen Häftlinge die schwer gesicherten Anlagen. Bereits am 21.Dezember 1995 war die Insel und eine nautische Meile ihrer Umgebung zum National-Historischen Monument (National Historical Monument) durch Präsident Mandela erklärt worden. Im September 1996 wurde ihr Schutz erweitert, das Kabinett stufte sie als Weltkulturdenkmal ein.

Professor Andre Odendaal leitet kommissarisch das Robben Island Museum, bis ab April 1997 ein Beirat endgültig über die personelle und konzeptionelle Zukunft dieser wohl wichtigsten Institution im neuen Südafrika anhand eines Masterplans entscheidet: 

"Wir hatten nur 120 Tage Zeit, zum Beispiel um einen Haushaltsplan aufzustellen. Wir standen vor der Alternative, die Insel erstmal zu schliessen. Das hätte jedoch für den Erhalt nur Negatives bedeuted, unbewohnte Gebäude usw. und es wäre teurer geworden... Wir entschieden uns dagegen, und machten die Insel vom ersten Tag an für Besucher zugänglich. Noch sind es 300 am Tag, sobald wir mehr Kapazitäten haben, werden die Zahlen erheblich ansteigen. Wichtig ist dies auch im Sinne der Dienstleistung durch die neue Regierung: in nur vier Monaten haben wir einen Zugang geschaffen, der die Unversehrtheit des Ortes gewährleistet. Im kommenden Jahr werden dann auch übernachtsungsmöglichkeiten geboten,die Infrastruktur ist da, wenn man bedenkt, daß einmal 1500 Menschen dort lebten, unter ihnen 800 Gefangene und dazu die Familien der Wärter."

Kulturelles Schaufenster

In Zukunft finden verschiedene Institutionen Südafrikas auf der Insel Platz, sie soll als kulturelles Schaufenster des Landes im 21. Jahrhundert dienen. über 200 Vorschläge wurden eingereicht. Dabei soll immer die Geschichte im Mittelpunkt stehen. Es geht nicht nur um die Zelle Mandelas, deretwegen die Meisten kommen, sondern um ein lebendiges Gesamtkonzept. Dann könnten auch das alte Gouverneurshaus oder die Grundschule der viktorianischen Zeit eine Bedeutung und Funktion bekommen. Man will so schnell wie möglich die Schule mit Kindern der Museumsmitarbeiter füllen.

Auch der Umweltschutz hat Priorität, anders als bei den umstrittenen Erweiterungen der Kap-Spitze oder des Tafelbergs soll ein Gleichgewicht gewahrt werden zwischen den Interessen der Natur und des Tourismus. Als wir nach zwei Stunden die Insel wieder verlassen, sind viele Touristen und Einheimische sehr nachdenklich gestimmt. Was bringt die Zukunft für Südafrika, werden die Visionen jener Männer wahr, die nur eingesperrt wurden, weil sie Demokratie und Wahlrecht für alle forderten? Man kann es an diesem Sommertag nur wünschen...

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