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Kunst & Kultur in den Townships von Kapstadt | Südafrika

Streifzug durch die Radiostationen in Südafrika

Radio Township Handwerk in SüdafrikaEigenwilliges Radiogerät, wie man sie auf Township-Märkten in Kapstadt findetIch möchte hier einige Empfehlungen geben, welche südafrikanischen Radiosender man nach meinem ganz persönlichen Geschmack gut übers Internet hören kann. 

Das ist natürlich nichts Sensationelles, denn Internetlisten, die Sender mit Audio Streams aufführen, gibt es ja schon lange.

Aber für den einen oder die andere (eine meiner Lieblingsformulierungen: "der eine oder die andere") ist vielleicht etwas Gutes und Neues dabei.

Ich werde im Folgenden immer nur die Einstiegsseiten der Sender nennen. Der Streamer ist in allen Fällen leicht zu finden. Ich habe übrigens die meisten von ihnen auch mal über Modem statt über DSL "angezapft" und darf erstaunt sagen, dass selbst per Modem das Ergebnis bei den südafrikanischen Sendern tatsächlich recht brauchbar ist. 

Zunächst einmal zu den englischsprachigen Stationen. Es muss ja nicht immer Musik sein, und gerade, wenn man sich für Land und Leute interessiert, möchte man auch mal Programme hören, in denen Nachrichten und Wortbeiträge den Hauptteil des Programms ausmachen:

Da sei zunächst einmal ein Sender der öffentlich-rechtlichen South African Broadcasting Corporation (SABC) genannt: SAfm 104 ( www.safm.co.za ) erinnert vom Programmaufbau her an Sender wie den Deutschlandfunk oder WDR5: also viele Wortbeiträge, Nachrichten sowieso, Phone-Ins etc., auch Kulturnotizen. Ich höre ihn besonders gern an Samstagnachmittagen, wenn die aktuelle Sportberichterstattung läuft.

Talk Radio in Südafrika

Vom Programmaufbau her ähnlich, aber in ihrer Organisationsform privat, sind die Sender Cape Talk ( www.567.co.za ) aus Kapstadt und 702 AM ( www.702.co.za ) aus Johannesburg.

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Radio 702 - Talkradio aus Südafrika

Die beiden sind sozusagen Schwesternstationen und teilen sich einige der Programme - zum Beispiel die Wochenendprogramme, wenn Musik dominiert, sowie von montags bis freitags das Aktualitätenprogramm "Midday Report", moderiert von Chris Gibbons (12.00 - 13.00 Uhr südafrikanischer Zeit, die mit der Mitteleuropäischen Sommerzeit identisch ist), sowie in den drei Stunden zuvor das Programm von Redi Dereko - ein Programm mit bunten, aktuellen Themen, zu denen auch Experten eingeladen werden, und Zuhörer können per Telefon mitdiskutieren. Ab 13.00 Uhr haben beide Sender unterschiedliche Programme, die zwar ähnlich strukturiert sind, aber regional geprägt. Auf Cape Talk moderiert von 13.00 - 15.00 Uhr Lisa Chait ein Programm, das dem von Redi Dereko ähnelt, auf 702 AM tut Ähnliches für Gauteng Jennifer Rhys-Williams.

Beide Programme sind aber nicht sosehr vom aktuellen Tagesgeschehen geprägt, sondern enthalten Rubriken wie Veranstaltungshinweise, Kinotipps, kulturelle Veranstaltungshinweise etc. Das heißt aber nicht, dass es reine Friede-Freude-Eierkuchen-Programme sind. Bei Jennifer Rhys-Williams fand sich beispielsweise vor einigen Wochen der neue Vorsitzende des "Afrikanerbonds" ein. Der "Afrikanerbond" ist die Nachfolgevereinigung des "Broederbonds", einem erzkonservativen Burengeheimbund, der während der Apartheid nicht wenig Einfluss auf die nationale Politik gehabt hatte. Der gute Mann versuchte in der Sendung, seinen Verein mehr oder weniger als Interessensgemeinschaft zur Förderung der Sprache Afrikaans darzustellen. Aber einige der AnruferInnen (speziell schwarze) haben ihm derart die Meinung gegeigt, dass er mir fast schon Leid tat - aber nur fast.

Um 15.00 Uhr übernimmt auf Cape Talk John Maythem, auf 702 AM tut dies um 16.00 Uhr David O´Sullivan. Bei beiden steht Aktuelles im Vordergrund, wobei John Maythem aber auch Zuhöreranrufe und Alltagsthemen integriert, während O´Sullivans Sendung mehr dem Midday Report ähnelt. Um 18.00 Uhr werden die Programme der Sender wieder zusammengeführt, zunächst mit einem Wirtschaftsmagazin. Obwohl sich an den Phone-Ins beider Sender auch schwarze HörerInnen beteiligen (vor allem bei Redi Dereko, die selbst aus Soweto stammt), scheint es mir so, als wären englischsprachige Weiße bei den Hörern weit über Durchschnitt vertreten. Bei Cape Talk ist das allerdings schwieriger zu sagen als bei 702 AM, denn Kapkleurlinge unterscheiden sich in ihrem Akzent ja oftmals nicht sosehr von den "ganz Weißen".

Musikstationen in Südafrika

kapstadt radio 104Giza Nobopha, ein beliebter Radio DJ bei Radio Zibonele in KhayelitshaKommen wir zu von der Musik dominierten Sendern. Obwohl, für Kaya FM in Johannesburg ( www.kayafm.co.za ) stimmt diese Klassifizierung nur zum Teil. Kaya FM sendet auf Englisch, betrachtet als seine Hauptzielgruppe jedoch erwachsene Schwarze - so ab 30 aufwärts ist, so glaube ich, keine schlechte Einschätzung, und die Moderation ist weniger hektisch als bei "jugendlicheren Sendern". Auch unterscheidet sich Kaya FM vor allem auch von deutschen Privatsendern dadurch, dass es kein reines Formatradio ist, sondern die Moderatoren tatsächlich durchs Programm führen und nicht nur irgendwelche Slogans verlesen.

So wie die Hauptzielgruppe des Senders schwarz ist, so sind auch die meisten ModeratorInnen schwarz. Es gibt aber gleich im Frühstücksprogramm eine Ausnahme: Gemeinsam mit Pat Cash (nein, nicht der frühere australische Wimbledon-Sieger) führt Ed Jordan durchs Programm, ein weißer Johannesburger, der auch als Musiker arbeitet. Um neun Uhr übernehmen Mio & Queenie, bei denen es sich insofern um ein besonderes Moderatorenpärchen handelt, als dass die beiden im richtigen Leben miteinander verheiratet sind. Als Ehefrau und Ehemann liefern sich die beiden so manche Wortduelle, die man im Radio sonst nicht hört.

Bei Mio & Queenie sind häufiger mal Musiker im Studio zu Gast, oder aber Repräsentanten von Organisationen, die mit kulturellen Veranstaltungen in Johannesburg befasst sind. Um 12 Uhr übernimmt der aus Zimbabwe stammende George, mit dem ich mal Zeitlang einen regen Emailaustausch hatte und der mir einige interessante Einblicke in den südafrikanischen Rundfunkalltag gewährt hat. Bei seiner Sendung handelt es sich um ein reines Musikprogramm. Um 15.00 Uhr beginnt der schon etwas gesetztere Herr Lawrence Dube seinen "Dube Drive", und in sein Programm fließen viele Interviews und andere aktuelle Beiträge ein. Radio im WDR2-Stil könnte man sagen, allerdings mit besserer Musik als WDR2. Nach dem dreistündigen Dube Drive gibt es dann ein einstündiges Nachrichtenmagazin.

Was die Musikauswahl angeht, so überwiegen auf Kaya FM südafrikanische schwarze Klänge. Zudem hört man dort viel amerikanischen Soul. Es gibt aber durchaus auch Musik aus Europa, vor allem scheint Kaya dabei Phil Collins und neuerdings Justin Timberlake besonders ins Herz geschlossen zu haben. Und wie bereits in meinem Musikthread erwähnt, gibt es auf Kaya ab und zu etwas auf Deutsch, nämlich "Im Ghetto von Soweto" von der Deutsch-Südafrikanerin Joy Denalane. Eventuell werden auch noch weitere Titel von ihr dort gespielt, die hätte ich allerdings dann noch nicht dort gehört. Was es bei Kaya allerdings nicht gibt, ist Kwaito. Wie mir George mal bestätigt hat: Der Boss hat ein absolutes Kwaito-Verbot verhängt.

Kwaito Radio-Stationen in Südafrika

kapstadt radiostation 105Wem halt mehr nach Kwaito, dieser Art Zeitlupen-Hip Hop, ist, der ist bei einem anderen Johannesburger Privatsender bestens bedient, nämlich YFM ( www.yfm.co.za ). Dort wird sozusagen von morgens bis abends gekwaitot. Das Hauptpublikum ist jung und ein Spiegel der Jugend Gautengs. Da kommt es auch schon mal vor, dass ein junger Zuhörer am Telefon auf die Frage, was er am Wochenende vorhat, arglos antwortet: "Die Kumpel und ich wollen einen kleinen Bruch machen." In einem Fall, in dem ich das tatsächlich gehört habe, reagierte die Moderatorin hilflos mit einem verlegenen: "Oh, I see .... naughty boy."

Ebenfalls Kwaito, aber auch andere südafrikanische Musik und internationale Produktionen, spielen die folgenden drei öffentlich-rechtlichen Sender: Good Hope FM ( www.goodhopefm.co.za ), dessen Name schon verrät, das er in Kapstadt angesiedelt ist, sowie die aus Johannesburg sendenden 5FM 98 ( www.5fm.co.za ) sowie Metro FM ( www.metrofm.co.za ).

Internationale Musikauswahl

Im Folgenden führe ich einige Sender auf, die ich nur gelegentlich höre, und bei deren Programmen ich oftmals vergesse, dass es südafrikanische Sender sind. Die Musikauswahl ist überwiegend international, das Lokalkolorit fehlt mir bei ihnen sehr. Am wenigsten trifft diese Kritik noch auf den Kapstädter Sender KFM zu ( www.kfm.co.za ) , bei dem der Großteil der Moderatoren konsequent zwischen den Sprachen Englisch und Afrikaans hin und her wechselt. Wer mich hingegen überhaupt nicht (mehr) überzeugt, ist der Johannesburger Sender Highveld Stereo ( www.947.co.za ), der zu einem reinen Formatradiosender geworden ist. Wer aber gerne den aktuellen englischsprachigen Pop hört, wird es hier gut aushalten. Etwas frischer finde ich wiederum zwei Sender, die aus dem trockenen, aber freundlichen Port Elizabeth senden, nämlich Radio Algoa und Bay FM ( www.bayfm.co.za ).

Radio-Stationen mit eigenem Internet-Player

Drei Sender möchte ich hier erwähnen, die ich nur daher nicht empfehle, da man, wenn man sie "anzapfen" möchte, zuvor eine höchst dubiose Software installieren soll. Das kann ich nicht unbedingt befürworten. Bei diesen Sendern handelt es sich um OFM in Bloemfontein ( www.ofm.co.za ), East Coast Radio in Durban ( www.ecr.co.za ) und Jacaranda FM in Pretoria ( www.jacarandafm.com ). Gerade bei dem englisch- / afrikaanssprachigen OFM ist das schade, denn gerade hier hätte man die Chance, auch gute afrikaanssprachige Musik zu hören.

Afrikaanssprachige Radiosender in Südafrika

Zwei rein afrikaanssprachige Radiosender kann ich hier nennen, die ich selbst nur höre, um mein Afrikaans zu üben, die mich aber nicht wirklich überzeugen. Radio Rosestad ( www.radiorosestad.co.za ) ist die Musiksender gewordene Biederkeit des ehemaligen Oranje-Freistaates. Gartenbautipps sind bei den Wortprogrammen schon das Spannendste, und die Musikpalette besteht aus englischen Oldies à la Tony Christie, und wer afrikaanse Schlager mag .... brrr .... , dem wird es dort gefallen. Weit weniger unerträglich ist Radio Sonder Grense ( www.rsg.co.za ), der afrikaanssprachige Kanal der South African Broadcasting Corporation. Von der Moderatorin sehr hausbacken, so sind doch die Aktualitätenprogramme recht informativ. Jeweils von 15.05 Uhr bis 15.20 Uhr (montags bis freitags) gibt es ein Hörspiel. Im Programm "Tjalatyd" zwischen 15.20 und 17.00 (wiederum montags bis freitags) gibt es recht hörbare afrikaanssprachige Musik.

"Radio Sonder Grense"

Fast schon Kultcharakter hat bei Radio Sonder Grense die Musiksendung "Musiekster" um 12.00 Uhr mittags. Diese Sendung ist oft so fürchterlich, dass sie fast schon wieder genial ist. Im "Musiekster" stellen südafrikanische Plattenfirmen jeweils eine Woche lang à 15 bis 30 Minuten ein neu erschienenes Album vor, wobei es sich meistens um afrikaanssprachige Produktionen handelt. Der etatmäßige Moderator der Sendung, Nikkie van den Berg, verliest mit gutem Grund zu Beginn jeder Ausgabe folgende Erklärung: "In Musiekster hat die jeweils werbende Plattenfirma für die Sendezeit bezahlt.

Der Sender hat die gespielten Lieder nicht ausgewählt und trägt für die Musikauswahl keinerlei Verantwortung." Und das sagt schon einiges. Der bisherige Tiefpunkt aller Tiefpunkte war für mich Bobby van Jaarsveld, ein junger Schlagersänger, dessen Lieder mit Abstand das schlechteste waren, was ich jemals gehört habe - und ich rede von harter Konkurrenz, denn ich lebe in der Nähe von Köln. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass Bobby van Jaarsveld wegen seines schlechten Musikgeschmacks zu einer Haftstrafe von fünfzehn Jahren ohne Bewährung bei anschließender Sicherheitsverwahrung verurteilt werden müsste. In einem anderen Falle wurde jedoch das neue Album der Gruppe Melktert-Kommissie vorgestellt, und - oh Wunder: Es war ausgezeichnet! Begeistert schrieb ich dem Moderator Nikkie van den Berg per Email folgendes Lob: "Das ist das allererste Mal, dass ich in ihrer Sendung gute Musik gehört habe." Es ist mir völlig unverständlich, dass er auf dieses Lob nie reagiert hat.

Zulus im Radio

Auf Kaya FM und YFM kann man ja viel Musik auf Zulu hören. Wer Zulu aber auch gerne im gesprochenen Wort hören möchte, dem sei ein Sender in Durban ans Herz gelegt: Ukhozi FM ( www.ukhozifm.co.za ) sendet ausschließlich in Zulu.

Gospelmusik im Radio

Für Freunde von Gospelmusik und allgemein Sendungen mit christlichen Inhalten habe ich zwei Tipps: Radio Tygerberg ( 104fm.co.za ) aus dem gleichnamigen Kapstädter Stadtteil sowie Radio Pulpit ( www.radiopulpit.co.za ) aus Pretoria/Thswane.

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