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Townships in Kapstadt | Südafrika - Foto von Martinv [CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons] - Details im Impressum

Ahnen und Gemeinschaft in Kapstadts Townships

Njanda N Mhlekude, Vorsitzende der Sakhisizwe Frauen van Langa   Njanda N Mhlekude, Vorsitzende der Sakhisizwe Frauen van LangaDie Ahnen nehmen bei den Völkern Südafrikas wie bei allen Völkern Afrikas eine bedeutende Stellung im geistig kulturellen Leben ein, sie sind die Träger und Bewahrer der Tradition, der geistigen Wurzeln des Volkes.

Sie treten vermittelnd zwischen unsere Welt und die Welt der Götter und Geister. Man wendet sich an sie um z.B. zu erfahren, ob ein Vorhaben gut und machbar ist, steht es in Übereinstimmung mit meiner Kultur, meiner Tradition, würden meine Vorväter ebenso handeln. Wer seine Ahnen verleugnet, vergisst, weil er ein modernes Leben führen und nicht rückständig sein möchte, verleugnet und vergisst seine Herkunft, seine Tradition, verliert die kulturellen Wurzeln. Oft fühlen sich diejenigen unwohl, die Ahnen strafen sie mit Krankheit. Johanna Wagner,eine europäische Medizinerin, die den Beruf des traditionellen afrikanischen Heilers in Westafrika erlernt hat, berichtet darüber in ihrem Buch "Die, die so aussehen ...",

Sie half vielen Afrikanern, die in modernen Städten lebten und der Meinung waren, dass ihre Traditionen überholt seien. Sie behandelte ihre Beschwerden mit traditionellen afrikanischen Methoden und machte Ihnen so bewusst, dass es der Verlust ihrer Wurzeln war, der sie krank machte. Sie gab ihnen das vertrauen zu ihrer Tradition, zu den Ahnen und Opferritualen wieder. Sie versöhnte sie mit den Ahnen, verband sie mit der Tradition und konnte sie damit heilen. In den Townships um Kapstadt gibt es keine speziellen Opferstätten.

Den Ahnen wird geopfert, indem Umgqombothi gebraut wird, zu Festen Tiere geschlachtet und über dem Feuer zubereitet werden, denn die Ahnen essen den Rauch.

township gemeinschft 35Gruppe traditionelter Heiler aus Langa

Die Menschen wenden sich an die Ahnen und die Ahnen nehmen in Träumen Kontakt zu den Menschen auf, geben ihnen Botschaften und Hinweise. Die Ahnen geben den Menschen Halt und Sicherheit, sie sind Teil der irdischen Gemeinschaft, in ihr haben sie ihre Wurzeln. Eine Studie der Sahazu Communication (Pty)LTD zur Entwicklung von Khayelitsha stellte 1999 fest, dass 86% aller erwachsenen Einwohner von Khayelitsha in der Ost-Kap Provinz geboren wurden. In Site C von Khayelitsha kommen mehr als 50% der Menschen aus dem Gebiet um Lady Fere und in Site B mehr als 50% von Cala. Die Menschen versuchen auch in der Fremde mit denen zusammenzuleben, die gleiche Wurzeln haben, ihre Sitten und Gebräuche teilen, ihnen das Gefühl der Zusammengehörigkeit geben. Das Gefühl der Zusammengehörigkeit, der gemeinsamen Ahnen und Traditionen. die gemeinsam zelebrierten Riten geben ihnen Sicherheit und Geborgenheit.

township traditionen 32                                                                               Heiler aus dem Township LangaDieses Verhalten findet man weltweit. In der Fremde rücken Menschen enger zusammen. Die am Kap lebenden Deutschen, haben sich z.B. in verschiedenen Vereinen und Kirchen organisiert. Sie wahren ihre Traditionen, alte Rituale wie das Oktoberfest leben weiter und Weihnachten wird allen hochsommerlichen Temperaturen zum Trotz zelebriert, wie seit Jahrhunderten im winterlichen Deutschland.

Ein anderes Beispiel ist die Kameruner Diaspora. Sie gründeten einen Verein, dessen Vorstand demokratisch gewählt wurde, sich intensiv um seine Mitglieder kümmert und weitreichende Vollmachten hat. Haben Mitglieder Probleme, einen Todesfall, Krankheit, rechtliche Fragen, findet sie Hilfe und Unterstützung. Der Präsident dieses Vereins, Abraham Njoya ist Enkel des Sultans Ibrahim Njoya, König der Bamurn. eines der größten Völker Kameruns. Der König hat Abraham Njoya gleichzeitig zum Chief, zu seinem Vertreter, zur obersten Autorität und Gerichtsbarkeit der in Südafrika lebenden Bamums erklärt. Sein Urteil wird von allen Bamums respektvoll anerkannt. Hauptberuflich betreibt Abraham eine Galerie für afrikanische Kunst, die jeden Montag geschlossen ist, an diesem Tag hat er seinen Sprechtag und jeder Barnum und Kameruner kann sich an ihn wenden.

Es gibt viele Beispiele, wie die verschiedenen Völker versuchen, außerhalb ihrer angestammten Heimat ihre Traditionen und Riten zu bewahren, um ihre Wurzeln, ihren Halt nicht zu verlieren. Das bedeutet, dass es in den Townships neben der staatlichen Ebene mit moderner Verwaltung, Krankenhäusern, Schulen und Polizei eine zweite, traditionelle Ebene mit Königen, Chiefs und Heilem gibt. In dieser zweiten Ebene gestaltet sich unter den traditionellen Führern eine ähnliche Hierarchie wie in den ursprünglichen Siedlungsgebieten, sie stellt die oberste Autorität dar.

township prinz kote 34Prinz N. Kote (links), Prinz p. S. Kote
Jedes Mitglied der Kommune kann sich mit seinen Problemen an sie wenden. Sie sprechen Recht bei Streitigkeiten oder Verstößen gegen die ungeschriebenen Gesetze des Zusammenlebens in den Townships. Ihr Urteil wird von allen anerkannt. Bei schwerwiegenden kriminellen Vergehen übergeben sie die Täter der Polizei, die Polizei wiederum sucht zunehmend die Zusammenarbeit mit ihnen. Auch die staatliche Verwaltung bemüht sich um eine stärkere Kooperation und nutzt den Einfluss, den die traditionellen Führer auf die Bevölkerung haben zur Entwicklung der Kommunen.

In Langa sind die traditionellen Führer in einem Vorstand, dem Board, zusammengeschlossen. Sie bilden einen Schirm, unter dem die Traditionen gewahrt werden. Dieses Board wacht auch über die Tätigkeit der "Sakhisizwe Frauen", sie sind verantwortlich dafür, dass die Zeremonien nach alten Riten vorbereitet und durchgeführt werden. Auch obliegt ihnen die Herstellung der traditionellen Kleidung und des Schmuckes. Unter diesem Schirm des Boards ist auch die Gruppe der traditionellen Heiler zu finden. Sie heilen nicht nur mit Kräutern und traditioneller "Medizin", .sie halten auch den direkten Kontakt
zu den Ahnen.

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