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Townships in Kapstadt | Südafrika - Foto von Martinv [CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons] - Details im Impressum

Die Squatter Camps von Kapstadt

Wie ein Shack im Township entstehtFährt man das erste Mal durch ein Kapstädter Township, ist man überrascht über die Vielfältigkeit der Architektur und Wohnstile. Von der Autobahn N2 aus hat man beim Vorbeifahrenden Eindruck, als bestünden sie nur aus dicht an dicht stehenden Elendshütten, den "Informal Houses" oder "Shacks". Erst bei genauerem Betrachten kann man vier, bei den älteren Townships wie Langa und Gugulethu sogar fünf verschiedene Arten von Häusern erkennen, die sich in ihrer Wohnqualität stark voneinander unterscheiden.

Wassersorgung im TownshipWasserhähne stellen eine große Verbesserung der Lebensqualität in Joe Slovo Squatter Camp darSquatter Camps sind die Elendsviertel, Shacks, soweit das Auge reicht. Squatter Camp lässt sich mit Hausbesetzerlager übersetzen, was es nicht ganz trifft, denn es werden keine Häuser besetzt sondern Land. Dies hat eine lange Tradition und ist für die Stadtverwaltung Kapstadts eines der größten, kaum lösbaren Probleme. Schätzungen zu Folge leben in den Squatter Camps ca. eine Million Menschen und täglich strömen mehr in die Gebiete um Kapstadt. Neue Shacks schießen wie Pilze aus dem Boden.
Eine der Hauptforderungen der Landarbeiterin den Weinanbaugebieten in der West-Kap Provinz zum 1. Mai 2002 war ein Mindestlohn von 50 Rand pro Tag oder ein Wochenlohn von 100 Rand. Meist bekommen sie nur 20 Rand oder weniger und das keine 50 km von Kapstadt entfernt. Die Entlohnung in weit abgelegenen Gebieten ist noch schlechter.

Es ist verständlich, dass ein Durchschnittslohn von 40 bis 60 Rand in Kapstadt für einen Tagelöhner, den "Casual Worker", wie das Paradies erscheinen muss. Täglich treffen bis zu 10 Busse aus denn ehemalige "Homelands" Transkei und Ciskei ein, Menschen, die in der großen Stadt ihr Glück suchen. Sie kommen nicht nur aus der Ost-Kap Provinz, sondern aus vielen Ländern Afrikas in die Squatter Camps, denn das wirtschaftlich hoch entwickelte Südafrika mit seiner Industrie und dem Tourismus scheint gegenüber ihren Heimatländern eine aussichtsreichere Zukunft zu bieten.

fayo oeffnet laden 14Jeden morgen öffnet Fayo seinen LadenDie daraus erwachsenden Probleme sind nur von der Wurzel zu lösen, aber das braucht Zeit und Geld. Bei den begrenzten Mitteln, die der Verwaltung zur Verfügung stehen, ist es schwer, die Lage der Bewohner der Squatter Camps zu verbessern, doch es tut sich einiges. Das Joe Slovo Squatter Camp trennte noch Anfang 2002 ein stinkender Kanal vom Township Langa. Wasser und Abwasserleitungen gab es nicht.

Die Bewohner mussten sich ihr Wasser von den Anwohnern "borgen". Um in das Squatter Camp zu gelangen gab es keinen anderen Weg als durch den offenen Abwasserkanal von Stein zu Stein springend. Die Stadtverwaltung hat nun das Gebiet an die Kanalisation angeschlossen und an Stelle des stinkenden Kanals ist eine saubere, noch unbefestigte Strasse entstanden. Es gibt zahlreiche Trinkwasser-Entnahmestellen und Betonwasserbecken und in unregelmäßigen Abständen sieht man graue Toilettenhäuschen. Für die Anwohner ein Riesenfortschritt.

fayo nyathela 15Fayo NyathelaDie neue Strasse ist belebt, es beginnt sich eine Infrastruktur wie in den älteren Teilen der Townships zu entwickeln. Die ersten Gemüsehändler sitzen an der Strasse, ein Shebeen (Bar) hat eröffnet, ein kleiner "Supermarkt" bietet ein bescheidenes Sortiment und ein Elektrohändler breitet auf einer Platte sein kleines Angebot aus. Die ersten Anwohner beginnen vor ihren Shacks, auf den wenigen Metern die Ihnen zur Verfügung stehen, Gemüse anzubauen.

Bei näherer Betrachtung entpuppt sich die Architektur der Squatter Camps als sehr abwechslungsreich und farbenfroh. Sie wird dadurch bestimmt, wie viel Geld und welche Baumaterialien zur Verfügung standen und wie lange der Hausherr schon an diesem Platz wohnt. Wer länger hier lebt baut nach und nach und Stück für Stück etwas an seine Hütte an oder setzt sogar ein Stockwerk drauf.

Fayo, der vor 4 Jahren mit seiner Frau hierher kam, begann mit einem kleinen Shack. Nun hat er eines der schönsten zweistöckigen Häuser im Squatter Camp. Er öffnet zwar noch jeden Morgen den Verschlag, aus dem er früher Zigaretten verkaufte, das Geld für neue Ware ist ihm aber schon lange ausgegangen. 

Jetzt hat er sich auf dem Dach, dem neuen 2. Stockwerk, eine kleine Werkstatt eingerichtet, wo er aus altem Holz Möbel für die Nachbarn baut, 50 dass er es zu einem bescheidenen Wohlstand bringen konnte.

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Auch weisse Südafrikaner leben heute in Squatter Camps und Townships...

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