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Johannesburg Skyline - Foto von Dylan Harbour (Own work) [CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons] - Details im Impressum

Kriminalität und Investitionen in Südafrika

Hinweiseschild auf einen "Hi Jacking" Hotspot in Südafrika                                           Hinweis auf gefährliche Hijacking-Stelle auf der Autobahn
aus Wikimedia Commons by User:Ddxc., CC BY-SA 3.0
Auch nach den zweiten freien Wahlen wird das Land von Nullwachstum, niedrigen Auslandsinvestitionen und 6 Millionen Arbeitslosen geplagt. Bei Jugendlichen unter 20 Jahren beträgt die Arbeitslosenquote mehr als 70 %. Im Vergleich dazu: Die Arbeitslosenquote bei Weißen liegt bei 2 %, bei der schwarzen Bevölkerung im Durchschnitt bei 45 %. Obwohl das Wirtschaftswachstum Ende der 90er Jahre im positiven Bereich lag, nimmt die Arbeitslosigkeit unter den Schwarzen aufgrund des hohen Bevölkerungswachstums weiterhin zu.

Auch die zweite Post-Apartheid-Regierung (ab 1999) musste erkennen, dass die Abschaffung der Apartheid der leichtere Teil des Umbruches war – schwieriger ist es, ein festes wirtschaftliches Fundament zur Abstützung politischer Reformen zu legen. Gleichwohl sind nicht alle Probleme hausgemacht: Turbulenzen in den Schwellenländermärkten, die im letzten Jahr auch Südafrika erfassten, der Verfall des Goldpreises (Gold macht noch immer 20 % aller Exporte vom Kap aus) und niedrige Ausfuhrerlöse schwächen die einheimische Währung.


Das 1996 eingeführte konservative ANC-Wirtschaftsprogramm GEAR (grouth, employment and redistribution = Wachstum, Beschäftigung und Rückverteilung), als dessen Architekt der Präsident Südafrikas, Thabo Mbeki, gilt, will darüber hinaus mittelfristig ein Haushaltsdefizit von 3 %, Schaffung von Arbeitsplätzen, eine niedrigere Inflation, höhere internationale Investitionen und ein Wachstum des Exports erzielen. Ein ehrgeiziges Projekt, das zu einem sehr großen Teil von Finanzmarktinvestitionen aus dem Ausland abhängt. Der ehemals sozialistisch ausgerichtete ANC verabschiedete daher auf seinem Parteitag 1994 die Abkehr von früheren wirtschaftspolitischen Vorstellungen wie Verstaatlichungen und steuerte von da an die Privatisierung der größten Staatsunternehmen (ESCOM, TELCOM, TRANSNET, SAA) an. Darüber hinaus gab die südafrikanische Zentralbank eine Liberalisierung der Devisenkontrollen bekannt. Zudem zeigt der südafrikanische Haushaltsbericht eine Fortsetzung der soliden Wirtschafts- sowie der Haushalts- und Steuerpolitik an. Der Finanz­minis­ter folgt dem internationalen Trend, indem er die Körperschaftssteuer (Corporate Tax) auf ein international niedriges Niveau (von 35 auf 30 %) und die Abgabe für ausländische Tochterfirmen reduzieren will.

Diese Entscheidungen werden als Schritte hin zur Liberalisierung und zur Öffnung des Marktes für ausländische Investoren gewertet, was durch die Verringerung der Direktinvestitionen zur Jahrtausendwende von 2,8 Milliarden US-Dollar auf 2,2 Milliarden US-Dollar im Jahr wichtig ist. Von den deutschen Firmen engagieren sich vor allem die KFZ-Hersteller. Erweiterungsinvestitionen von BMW und Daimler-Benz sowie ein Großauftrag von VW sorgten für positive Schlagzeilen in einem wirtschaftlich schwierigen Umfeld.

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Investitionen in Südafrika

Aufgrund des langsamen Privatisierungstempos (die Veräußerung von Staatsbetrieben zeigt sich als komplexer und längerer Prozess, als ursprünglich angenommen), der restriktiven Arbeitsgesetze und der geringen Größe des Binnenmarktes nahmen die Investitionen in Neuanlagen (von 3,8 auf 1,4 Mrd. Dollar) sowie die Ankündigungen von Neuinvestitionen ab (von 415 auf kärgliche 30 Mio. Rand). 1999 verkündete die MAN Nutzfahrzeug AG die Übernahme des Bus-Geschäftes der lokalen Firmengruppe TFM.

Den größten Teil an den steuerlichen Staatseinnahmen hat mit 43 % die individuelle Einkommensteuer, knapp 25 % entfallen auf die Mehrwert- und 13 % auf die Verbrauchssteuer sowie rund 4 % auf Zölle, Abgaben und Gebühren. Mit einem Anteil von 15 % tragen die Unternehmen zum Steueraufkommen bei. Da den Südafrikanern aufgrund einer ungesunden Wirtschaftsstruktur schon eine hohe Steuerlast auferlegt wurde, lässt sich für den Staat in diesem Bereich nichts mehr holen.

Es gibt noch viel zu tun...

Die gegenwärtige Wirtschaftskrise zeigt, dass der Südafrika bislang entgegengebrachte Sympathiebonus aufgezehrt ist und das Land nun einer entschlossenen Führung bedarf. Unabhängig davon, ob der ANC an seiner starken Fiskalpolitik festhält oder nicht, ist absehbar, dass es für Südafrika schwierig wird, das lang­fris­tig angestrebte Wachstumsziel von 6 % zu erreichen. Den Schlüssel für wirtschaftlichen Erfolg sehen Experten in der Weiterverarbeitung der Rohstoffe, in einer zunehmenden Exportorientierung der Nahrungs- und Genussmittel und in einem weiteren Ausbau des Tourismus. Insgesamt dürfte Südafrika langfristig sehr attraktiv für Investoren werden: Der Kapitalrückfluss über die Grenzen wird liberalisiert, die Schutzzölle für die einheimische Industrie werden langsam abgebaut, und zukünftig wird der Binnenmarkt durch wirtschaftliche Aufstiegsmöglichkeiten der Schwarzen größer werden.

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