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Johannesburg Skyline - Foto von Dylan Harbour (Own work) [CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons] - Details im Impressum

Die Einleitung des Reformprozesses

Karte der südafrikanischen Homelands             Karte der südafrikanischen Homelands - By Htonl - Public State Land Support
via Africa Open Data, CC BY-SA 3.0, Wikimedia Commons
Ein Dialog zwischen schwarzen und weißen Südafrikanern hatte sich bereits 1958 unter Premier Verwoerd angebahnt, der die begrenzte innere Selbstverwaltung in den Reservaten eingeführt hatte. 1963 hatte die Transkei als erstes „Homeland“ die innere Autonomie erhalten, weitere folgten. Die internationale Anerkennung blieb jedoch aus. Die indische (1964) und die farbige (1968) Bevölkerung, die kein „Homeland“ besaßen, erhielten einen eigenen Repräsentativrat, der allerdings nur eine beratende Funktion hatte.

Verwoerds Nachfolger, B. J. Vorster, ehemaliger Justiz- und Polizeiminister, führte die begonnene Homeland-Politik fort, bemühte sich um einen schwarz-weißen Dialog und stieß dabei auf Kooperationsbereitschaft der gemäßigten schwarzen Führer.Auch in der Außenpolitik schlug er einen Verständigungskurs gegenüber gesprächsbereiten schwarzafrikanischen Staaten ein. Schon 1968 nahm die Republik Südafrika mit Malawi als erstem Staat des schwarzen Kontinents volle diplomatische Beziehungen auf. Beziehungen wurden auch zu den übrigen umliegenden Staaten geknüpft.

Der Handel wurde der auffälligste Indikator der einzelnen Verflechtungen, trotz der zahlreichen Boykottaufrufe und der Ablehnung der südafrikanischen Politik durch die UNO und die Organisation für Afrikanische Einheit (OAU). Selbst die „Frontstaaten“, die die Apartheidpolitik am schärfsten ablehnten, gehörten zu den wichtigsten Handelspartnern Südafrikas.Auch im Forschungs- und Wissenschaftsbereich verfügte Südafrika über international anerkannte Einrichtungen und Organisationen, u.a. in der Landwirtschaft, in der Bergbautechnik sowie der Veterinär- und Humanmedizin – 1963 fand im Kapstädter Groote-Schuur-Krankenhaus die erste Herztransplantation statt.

Die innenpolitische Situation spitzte sich in den 1980er-Jahren zu. Der ideologische Gegensatz zwischen der Zentralregierung in Pretoria und der schwarzen politischen Opposition (vorwiegend im Ausland) wurde größer. Die Forderung der schwarzen Führer, „One Man, One Vote“, wollten die weißen Politiker keinesfalls akzeptieren. Man beabsichtigte vielmehr an Stelle des „Westminster Modells“, das der schwarzen Bevölkerung das allgemeine Wahlrecht zugestand, ein Dreikammersystem mit einem starken Präsidenten einzuführen. Die indischen und auch die farbigen Vertreter, die seit 1981 einem Präsidialrat angehörten, erhielten erweiterte Machtbefugnisse (1984).

In der Folgezeit mehrten sich Anschläge, Unruhen und Protestmärsche, u.a. bei Umsiedlungsaktionen von Schwarzen aus den Elendsvierteln. Mehrmals wurde der Ausnahmezustand über verschiedene Viertel verhängt. Die blutigen Auseinandersetzungen zwischen ANC-Anhängern und Mitgliedern der Inkatha-Partei des Zuluführers Buthelezi begannen sich auszuweiten. Massiven Protest löste die Hinrichtung des Dichters und ANC-Anhängers Benjamin Moloise aus. Die Folge der anhaltenden innenpolitischen Unruhen war ein starker Verfall der Landeswährung bei nachlassender Konjunktur; ein erheblicher Kapitalabfluss insAusland setzte ein. Das „Lager“ der Weißen spaltete sich in „Verligte“ (Liberale) und „Verkrampte“ (Nationalkonservative). Auf der einen Seite Gesprächsbereitschaft, auf der anderen Seite Forderung nach radikalem Einsatz der Polizeikräfte standen sich gegenüber.

Die Erosion der Apartheid begann in den späten 1980er-Jahren. Die Erfahrungen der Unruhen von 1976 aufgrund des Schüler- und Studentenaufstands von Soweto (575 Tote, größtenteils von der Polizei erschossene Schwarze, 2.389 Verletzte) und neue Unruhen von 1984 bis 1986, in denen die Aufspaltung der sozialen Klassen offensichtlich wurden,waren ein Grund dafür. Der organisierte Widerstand war zwar größtenteils zerschlagen worden, das Potential war jedoch stets größer geworden. Die Ausgrenzung der Schwarzen von jeglicher Einflussnahme im politischen Entscheidungsprozess wurde zum Ausgangspunkt der Unruhen, die das ganze Land erfassten. Sie erreichten bis dahin nie dagewesene Ausmaße. Die Bilanz von September 1984 bis Ende 1987 waren fast 3.000 Tote. 1986 wurde über das ganze Land der Ausnahmezustand verhängt. Willkürlich wurden Tausende festgenommen, darunter auch viele Kinder und Jugendliche. Die wichtigsten Dachorganisationen der Opposition waren die im August 1983 gegründete United Democratic Front (UDF), basierend auf der Freiheitscharta von 1955 (2,5 Mio. Mitglieder), die 1978 gegründete Azanian People’s Organisation (AZAOP, ca. 110.000 Mitglieder) und die 1983 gebildete Dachorganisation National Forum (ca. 600.000 Mitglieder).

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Sharpeville massacre was turning point in anti-apartheid movement

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