Kapstadt.de - Reiseführer für Kapstadt & Südafrika

Kapstadt.de - Logo

Kapstadt vom Signal Hill | Südafrika - Foto von Gossipguy - CC BY-SA 3.0 - Details im Impressum

sa flag 80x80Südafrika hat elf verschiedene offizielle Sprachen. Es gibt Rheinländer und Ostfriesen, Österreicher, Hessen und Schweizer und Bayern, Sachsen und Württemberger und viele mehr hier in Südafrika ... und einige von ihnen haben etwas gemeinsam: sie sprechen deutsch, und nur deutsch, kein afrikaans und kein englisch, kein isiXhosa und kein ist Zulu - und sie haben noch etwas gemeinsam: sie kommen sprachlich gut zurecht, hier im Kapland: Der Metzger spricht deutsch, der Bäcker, der Fliesenleger, der Tier- und der Zahnarzt, der Möbelhändler und der Pastor und manch einer mehr.

Und dennoch, irgendetwas wird ihnen stets verborgen bleiben, hier in diesem großen Land, das so viele verschiedene Sprachen, verschiedene Menschen und verschiedene Kulturen hat. Und sie werden es schwer haben, aus dem kulturellen Reichtum zu schöpfen, der auch hier in Südafrika im Übermaß vorhanden ist.

Lassen Sie mich - lieber Leser - etwas ausholen: Deutschland ist ein sogenanntes "modernes" Land: Tradition ist da manch einem etwas Altmodisches, das heute nicht mehr in die Welt zu passen scheint; etwas, was man sich nur zu besonderen Anlässen (wie Weihnachten oder während der Festwochen in Bayreuth oder Salzburg) leistet. Hier in Südafrika ist das bei Vielen noch anders. Da gelten die Märchen und Fabeln und Legenden, die Mythen und Überlieferungen von früher auch heute noch, im Alltag. Eine solche Fabel stammt aus dem Bereich des heutigen Krüger-Nationalparks und gibt uns einen Einblick in die vhaVenda-Kultur: Ein großes weißes Krokodil beherrschte einst den heiligen See Funduzi in Limpopo. Die Kraft, Urtümlichkeit und Unverletzlichkeit dieses Krokodils war den Menschen dort sehr bewusst. schluckte es doch, wohl um seine Verdauung anzuregen, große Steine. Das nahm sich, so erzählt man sich, der erste Häuptling (Chief) der vhaVenda zum Vorbild und schluckte einen weißen Kieselstein herunter; er wollte die Kraft des Krokodils erwerben. Und?

bis der Kieselstein aus dem Körper herausfällt...

Die Tradition lebt noch heute fort: Der Chief schluckt zu Lebzeiten einen Kieselstein; stirbt er. So wird sein Leichnam an einer heiligen Stätte auf ein Holzgerüst gelegt, solange bis er verwest ist. Frauen bewachen den Leichnam, bis der Kieselstein aus dem Körper herausfällt. Der Stein wird dann dem neuen Chief übergeben und von dem - als Zeichen der Macht - geschluckt. Auch heute noch!

Es gibt unzählige solcher Geschichten, viele Schwarze können davon erzählen, aber fast keine von ihnen ist schriftlich festgehalten. Und für unsereins ist es sehr schwer, sie aufzufinden, festzuhalten und zu verstehen. Apropos verstehen: In vielen Townships, oder besser gesagt, in den sogenannten "informal urban settlements", wo sich ein Mix vieler Völker, Hautfarben, Kulturen und Sprachen findet, hat sich eine eigene Sprache herausgebildet, die sogenannte "Tsotsi Taai". eine Mischung aus Afrikaans, Englisch und einigen schwarzen Sprachen. Dieses "Tsotsi" entwickelt sich ständig weiter, nimmt neue Begriffe und Wörter und Phrasen auf und ermöglicht es den Bewohnern, sich mit dem Nachbarn zu verständigen - denn das ist oftmals schwierig genug!

Vor Jahrhunderten brachten die Segelschiffe der Ostindischen Kompanie nicht nur Söldner und Abenteurer nach Südafrika, sondern auch deren vielfältige Sprachen; diese vermischten sich dann seit der Mitte des 17. Jahrhunderts mit Sprachbrocken der Nguni und Sotho. Dabei stammen die meisten Stämme des südlichen Afrika von einigen Urstämmen ab. Einer der ältesten davon war M'Nguni, von ihm stammen die Nguni ab. Dann gab es einst so etwas wie einen schwarzen Abraham im südlichen Afrika, einen Stammesfürsten namens Xhosa - und von ihm stammen die Bevölkerung und die Sprache der Xhosa ab.

Venda und Tsonga dagegen sind eigenständige Sprachen, sie stammen aus dem Bereich der großen Seen in Zentralafrika; ihre Sprachträger migrierten dann nach Süden. Die "San" haben nie Verbindung zu den anderen Völkern aufgenommen; ihre ethnische Identität und ihre Sprache mit den seltsamen Klicklauten blieb so bis heute weitgehend unverändert. Aber wie gesagt: Viele kommen auch mit deutsch aus...

Allein und voll verantwortlich für diesen Artikel inklusive Fotos:
ECHO: Euromedia Pty Ltd, Box 2388, Stellenbosch 7601, Südafrika

Copyright © 1998-2024 | All rights reserved | J. Köring