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Johannesburg Skyline - Foto von Dylan Harbour (Own work) [CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons] - Details im Impressum

Bischof Desmond Tutu

Desmond Tutu Porträt                                                                                                        Desmond Tutu

Desmond Tutu wurde in Klerksdorp geboren. Sein Vater Zachariah Tutu leitete dort eine High School, seine Mutter Aletha Matlhare arbeitete als Hausangestellte. Desmond Tutu wuchs mit drei Schwestern auf. Er wurde als Methodist getauft. Die Familie zog nach Ventersdorp um und trat zur African Methodist Episcopal Church über; 1943 wurden sie schließlich Anglikaner. Die früheste schulische Etappe erlebte Tutu an Missionseinrichtungen. Im Alter von zwölf Jahren zog er mit seiner Familie nach Johannesburg. Danach lernte er zwischen 1945 und 1950 an der Bantu High School (später die Madibane High) in Western Township (Johannesburg).

Eigentlich wollte er immer Arzt werden, aber diese Ausbildung konnte sich seine Familie nicht leisten und deshalb wurde er Lehrer wie sein Vater, der am University College Fort Hare seine Ausbildung erhalten hatte.[3] Tutu studierte von 1951 bis 1953 am Bantu Normal College in Pretoria, wo er ein Lehrerdiplom erwarb und 1954 einen parallelen Lehrgang mit einem Bachelor abschloss. An diesem Ort lernte er auch seine spätere Frau Leah Nomalizo Shenxane[3] (nach anderen Angaben Shinxani) kennen.

Am 2. Juli 1955 heiratete er Leah Nomalizo Shenxane. Danach arbeitete Tutu von 1955 bis 1958 als Lehrer an der Munsieville High School in Krugersdorp.

Da die südafrikanische Regierung mit dem Bantu Education Act gesetzlich verordnet hatte, dass schwarze Kinder eine schlechtere Ausbildung erhalten sollten als weiße, gab Desmond Tutu den Lehrerberuf auf. 1958 begann er seine geistliche Tätigkeit in der Anglikanischen Kirche von Südafrika und eine Ausbildung am St. Peter’s Theological College in Rosettenville, einem Stadtteil von Johannesburg. Er war dabei inspiriert und gefördert von Trevor Huddleston, der zu dieser Zeit das College leitete. Im Jahre 1960 erhielt Tutu das Lizenziat für Theologie und arbeitete als Diakon, 1961 erfolgte seine Ordination zum Priesteramt. In dieser Zeit war er in Benoni tätig.
Desmond Tutu auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag 2007 in Köln

Zwischen 1962 und 1966 lebte Tutu mit seiner Familie in London, wo er am King’s College einen Bachelor of Divinity Honours (1965) und den Masterabschluss (1966) in Theologie erwarb. Danach kehrte er nach Südafrika zurück und war ab 1967 als Kaplan am University College Fort Hare sowie im benachbarten Federal Theological Seminary in Alice als einer von sechs Dozenten tätig.[6] In dieser Zeit begann er seine Dissertation. 1968 schrieb Tutu einen Artikel über Wanderarbeit in Südafrika, der im South African Outlook veröffentlicht wurde. Tutu verblieb am Federal Theological Seminary, bis es von Regierungsstellen übernommen wurde.Im Jahr 1970 hielt er im Fach Theologie Vorlesungen an der University of Botswana, Lesotho and Swaziland in Roma.

Drei weitere Jahre verbrachte er als stellvertretender Direktor am Theological Education Fund of the World Council of Churches in Bromley. 1975 kehrte er nach Johannesburg zurück, wo er, als erster schwarzer Afrikaner, anglikanischer Dekan an der St.-Mary’s-Kathedrale wurde.

Ab 1976 wirkte Desmond Tutu als Bischof von Lesotho, bis er 1978 nach Johannesburg zurückkehrte, um die Aufgabe des Generalsekretärs des Südafrikanischen Kirchenrates (SACC) zu übernehmen. In diesem Amt reiste er im September 1979 nach Dänemark und drückte dort seine Ablehnung gegen den Import südafrikanischer Kohle durch dieses Land aus, da es auf diese Weise zu sehr abhängig von Südafrika werde. Das brachte ihm nach einer Rückkehr eine Kritik des Justizministers ein. Im Mai 1980 war Tutu eine von 54 verhafteten Personen, die nach dem Riotous Assemblies Act festgenommen wurden, weil sie gegen die Inhaftierung des Geistlichen John Thorne von der Congregational Church protestiert hatten. Diese war am Schulboykott von Colouredschülern beteiligt gewesen. 1984 wurde Desmond Tutu für sein Engagement gegen die Apartheid der Friedensnobelpreis verliehen. Am 3. Februar 1985 wurde er Bischof von Johannesburg und am 7. September 1986 Erzbischof des Erzbistums Kapstadt. 1996 wurde Njongonkulu Ndungane als Tutus Nachfolger Erzbischof von Kapstadt und Primas der Church of the Province of Southern Africa.

Tutu war Mitglied des Ehrenschutzkomitees für Internationale Koordination für die Dekade für eine Kultur des Friedens und der Gewaltfreiheit für die Kinder der Welt (2001–2010). Von 2003 bis 2018 war Tutu Botschafter der Entwicklungshilfsorganisation Oxfam und setzte sich maßgeblich für die Kampagnen Control Arms und Make Poverty History ein. Er ist zudem einer von 350 Botschaftern der Klimaschutzorganisation 350.org.

2007 gründete Tutu zusammen mit Nelson Mandela und anderen weltweit bekannten ehemaligen Amtsträgern die Gruppe The Elders, deren Ziel die Mithilfe bei der Lösung globaler Probleme ist. Tutu war der erste Vorsitzender der Elders und wurde nach dem Ende seiner Amtszeit 2013 zum Ehrenmitglied ernannt.

Die Desmond Tutu Peace Foundation hat ihren Hauptsitz in New York in den USA, dazu einen Sitz in Palo Alto, Kalifornien. Sie betreibt seit 1998 das Desmond Tutu Peace Centre. Ziel der gemeinnützigen Organisation ist es, im Sinne Tutus „junge Menschen zum Aufbau einer Welt des Friedens mit sich selbst, mit den Menschen und den Nationen zu inspirieren“, im Sinne der Ubuntu.

Die Desmond & Leah Tutu Legacy Foundation ist in Kapstadt ansässig. Zu ihren Zielen gehört „die Förderung von Friedensarbeit durch Konfliktlösung und die Unterstützung von Versöhnung, ebenso wie die Kultivierung einer Rechenschaft ablegenden, dienenden Führung“.

Desmond Tutu starb am 26. Dezember 2021 im Alter von 90 Jahren in einer Pflegeeinrichtung in Century City, Kapstadt. Entsprechend seinen Wünschen wurde er maximal wenig „umweltbelastend“ durch Aquamation bestattet.

Tutus Rolle in der Anti-Apartheid-Bewegung

Sein Entschluss, den Lehrerberuf wegen politischer Vorgaben aufzugeben, ließ Tutu zunehmend selbst politisch aktiv werden. Seit Anfang der 1970er Jahre nutzte er seine Vorträge, um auf die Situation der schwarzen Bevölkerung aufmerksam zu machen. Als er 1975 Dekan wurde, schrieb er an Premierminister Vorster einen Brief, in dem er die Situation in Südafrika als ein „Pulverfass, das jederzeit explodieren kann“ beschrieb. Dieser Brief blieb unbeantwortet, die Situation verschlimmerte sich. Schon 1976, beim Schüler- und Studentenaufstand in Soweto, begann, wovor Tutu gewarnt hatte: Der Kampf wurde gewalttätiger. Fortan setzte er sich für einen Wirtschaftsboykott seines Landes ein.

Mit seiner Wahl zum Generalsekretär des Südafrikanischen Kirchenrats (SACC) konnte Tutu dann auch mit Zustimmung fast aller Kirchen seine Arbeit gegen die Apartheid fortführen. Die Regierung versuchte, die Arbeit des SACC zu behindern, und gründete die Eloff-Kommission. Diese, auch nach ihrem Vorsitzenden, dem Richter F.C. Eloff benannte Kommission sollte die Finanzverwaltungspraxis des Kirchenrates untersuchen, um geeignete Vorwürfe gegen ihn zu finden. Offiziell trug sie den Namen „Untersuchungskommission zur Überprüfung aller Aspekte des Kirchenrates (SACC)“ und wurde am 18. November 1981 eingesetzt. Tutu verteidigte sich in deren Anhörungen weitgehend selbst, indem er relevante Stellen der Bibel aufführte, die seine Haltung zur Apartheid stützten – Apartheid sei dagegen Häresie. In seiner Stellungnahme vom 1. September 1982 gegenüber der Kommission argumentierte er u. a.: „Apartheid ist genauso bösartig und verwerflich wie der Nationalsozialismus, und die Regierung wird völligen Schiffbruch erleiden, wenn sie sich auf die Seite des Bösen, der Ungerechtigkeit und der Unterdrückung stellt. … Die Regierung ist nicht Gott …“

Es gelang ihm, das Interesse der Weltbevölkerung durch seine Publikationen und Auslandsreisen immer stärker auf die innenpolitische Lage in Südafrika zu lenken. Dazu trug auch die Vergabe des Friedensnobelpreises an Tutu 1984 bei. Damit konnte sich nun auch der Staatsapparat nicht mehr der Persönlichkeit Tutus entziehen. Die Ausstrahlung, die von dem Mann ausging, vor allem sein unerschütterlicher Glaube eines gewaltlosen Wandels, zog nun immer mehr weiße Südafrikaner in seinen Bann. Tutu predigte von einer Aussöhnung zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen. Er argumentierte, dass wenn der schwarze Mann nicht frei sei, es der weiße erst recht nicht sein könne, da dieser sonst in ständiger Angst vor dem schwarzen Mann leben müsse. Diesen Kreis zu durchbrechen, könne aber nur gelingen, wenn den Schwarzen ein gleichwertiges Leben ermöglicht werde.

Desmond Tutu wurde zusehends zu einer Symbolfigur der Schwarzen und sowohl als Gesprächs- wie auch Verhandlungspartner von Seiten der Regierung akzeptiert. Sein Ziel der Beendigung der Apartheid wurde schließlich Wirklichkeit. Ab 1995 war Tutu Vorsitzender der Wahrheits- und Versöhnungskommission in Südafrika, die nach den Prinzipien des Satyagraha von Mahatma Gandhi arbeitete.

Tutu prägte 1994 den Begriff „Regenbogennation“ für das südafrikanische Volk. Der Begriff erlangte als Schlagwort große Popularität.

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