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Kapstadt vom Signal Hill | Südafrika - Foto von Gossipguy - CC BY-SA 3.0 - Details im Impressum

sa flag 80x80Ein Kapitel aus dem Buch "Zulu - Volk des Himmels" von Uli von Kapff (PO Box 3777, Cape Town 8000). Um die Zeit vor Christi Geburt lebten die Ngunis in Embo; einem mysteriösen und längst vergessenen Land irgendwo in Zentral-Ostafrika, viele Tausend Kilometer von ihrer jetzigen Heimat entfernt. Warum sie dieses Land verließen, darüber gibt es zahlreiche Spekulationen, aber keiner weiß es genau. Jedenfalls zogen sie über Generationen mit ihren Rinderherden südwärts, bis sie 1 500 Jahre später die fruchtbaren Täler Zululands entdeckten. Hier verteilten sich die Sippen über weite Gebiete, vertrieben die eigentlichen Ureinwohner, primitive Buschmänner (San), und nachdem dies getan war, stritten und kämpften die Ngunis untereinander um die besten Weidegründe. Einer der Neuankömmlinge war der Nguni-Nomade Ma-landela mit seiner Frau Nozinja. Sie fanden den malerischen Mandawe Hügel nahe dem heutigen Eshowe und errichteten an seinem westlichen Hang ihr neues Zuhause.

Malandela wählte den Ort weniger wegen der Landschaftlichen Schönheit, sondern eher angesichts der vortrefflichen Überschaubarkeit des zu Füßen liegenden Nkwalini Tales. Malandela hatte von seinem Kraal aus nicht nur einen guten Überblick über seine grasenden Rinder, sondern auch auf die Standorte der zahlreichen Antilopen im Tal. Vieh und Wild versorgten die kleine Familie ausreichend mit Milch, Fleisch und Häuten. Überlieferung zufolge hatte Malandela jedoch nicht lange Freude an dem neugefundenen Heim und wurde bald in das himmliche Reich seiner Väter gerufen.

Nach der Beerdigung kam es zu einer Spaltung in der kleinen Familie und die Witwe Nozinja zog mit ihrem zweitgeborenen Sohn Zulu (Himmel) und dem treuen Diener Mpungose fort. Quabe, ihr Erstgeborener, wurde zurückgelassen, denn er hatte ein zu gieriges Auge auf die kleine Rinderherde seiner Mutter geworfen. Am Zusammenfluss des weißen und schwarzen Umfolozi-Flusses fand das Trio ein neues Heim und dort wuchs Zulu zum Mann heran. Als für ihn die Zeit gekommen war, sich eine Frau zu suchen, stellte seine Mutter das traditionelle Lobola (Brautpreis) aus der Herde ihrer Kühe. Kein Vater lässt seine Tochter mit einem jungen Mann ziehen, wenn er nicht eine gewisse Anzahl Rinder als Entschädigung für den Verlust ihrer geschätzten Arbeitskraft erhält. Die Hochzeit zwischen Zulu und seiner Braut markierte den Beginn eines neuen Clans und alle Nachkommen trugen stolz den Namen ihres Stammvaters. Zulu ahnte nicht, dass er das Fundament für die mächtigste Nation in Afrika legen würde und seiner Familie alle Könige bis zur Gegenwart entspringen sollten.

Nach Zulu kam Punga, dann Mageba, Ndaba und Jama. Über Zulu und seine Nachfolger ist wenig bekannt. Alles war relativ friedlich und jede Generation sah ein Anwachsen der Sippe und ihrer Viehherden. In der späteren Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde Jamas' Sohn Senzangakhona Häuptling der abakwaZulu (Volk des Himmels). Sengangakhona war in eine kurze Liebesbeziehung mit Nandi (die Süße) verwickelt, der jungen Häptlingstochter des benachbarten Elangeni-Stammes, und im Jahr 1787 gebar Nandi dem Häptling einen unehelichen Sohn namens Shaka. Dem Jungen wurde von den Gleichaltrigen wegen seiner Illegitimität das Leben zur Hölle gemacht, er entwickelte wohl dadurch einen aggressiven Charakter und hatte bald den Ruf eines furchtlosen Kriegers. Shaka erfand den Ixhwa, einen Nahkampfspeer mit kurzem Schaft und langer breiter Klinge, welcher sich als eine unbezwingbare Waffe erweisen sollte. Nach dem Tode seines Vaters im Jahr 1816 riss der nun Dreizigjährige die Herrschaft über die Zulus an sich. Das Territorium des Stammes maß nur 15x15 Kilometer und etwa 1500 Zulus standen unter seinem Befehl.

Alle Männer unter Vierzig mussten in den Kriegsdienst eintreten, und im Laufe der nächsten Jahre überfielen seine Regimenter jeden Stamm in der Nachbarschaft. Diese wurden entweder vertrieben oder in seine junge Nation absorbiert. Elf Jahre später kontrollierte der Tyrann mit eiserner Faust eine Armee von 50 000 Kriegern, und im Umkreis von tausend Kilometern gab es keinen unbezwungenen Gegner mehr. Im Oktober 1827 starb Shakas über alles geliebte Mutter Nandi. Die ersten weißen Ankömmlinge im Zululand waren Zeugen der darauffolgenden Tragödie. 7000 Trauergäste in der Nähe des Leichnams wurden innerhalb weniger Stunden massakriert und die Bevölkerung für ein Jahr zu den schlimmsten Entbehrungen verdammt. Shaka schien den Verstand verloren zu haben und die ehrfürchtige Liebe seines Volkes verwandelte sich in Abscheu. Am 22. September 1828 wurde Shaka von seinen Halbbrüdern Dingane und Mhlangana in einem Hinterhalt niedergestochen. Im Sterben prophezeite er:

"Was habe ich getan, Dingane? Du glaubst über dieses Land herrschen zu können, aber ich sehe bereits die 'Schwalben' ('Weißen') kommen. Du wirst nicht regieren wenn ich tot bin, denn die weißen Leute sind schon hier."

Dingane sicherte sich den Thron durch die Beseitigung aller vermuteten und wirklichen Widersacher. Die Weißen waren bereits auf dem Weg. Zehntausend starrköpfige Buren bepackten ihre Ochsenwagen und verließen auf Nimmerwiedersehen das von den verhassten Engländern besetzte Kap. In langen Wagenkolonnen zogen sie in das Landesinnere, um eine neue Heimat und Selbstbestimmung zu finden.

Piet Retief, Anführer einer solchen Kolonne, hatte sein Auge auf das fruchtbare Natal geworfen, das Königreich der Zulus. Bei seiner Audienz versprach ihm König Dingane alles Land zwischen dem Tugela und dem Mzimvubu-Fluss unter der Bedingung, dass die Buren ihre freundschaftliche Gesinnung beweisen, indem sie gegen den Viehdieb Häuptling Sikonyela zu Felde ziehen. Dingane hätte ohne weiteres die Vernichtung Sikonyelas mitsamt dessen Stamm durch seine eigenen Regimenter anordnen können, aber listigerweise wollte er die Gefährlichkeit der Vortrecker testen. Sikonyela wurde gefangen und gestand seine Schuld. Mit der Beute von 700 Rindern, 63 Pferden und 11 Gewehren eilte Retief mit einer hundertköpfigen Abordnung zu Dingane, um den Vertrag zu besiegeln. Der beeindruckte König ließ unter dem Vorwand, eines großen Tanzes der Freundschaft alle Zulu-Regimenter aufmarschieren und gab dann den unerwarteten Befehl: "Bambani aba Thakath?' (Tötet die Zauberer!"). Die überraschten Buren waren wehrlos, ihre Waffen lagen als Geste der friedlichen Absicht am Zugang zur königlichen Hauptstadt. Nach dem Massaker schwärmten alle Krieger aus und fielen über die tausend ahnungslosen Familien her, welche nach Jahren entbehrungsreichen Trekkens ihre neuen Farmen abstecken wollten. Nur wenige Entkommene versammelten sich tief im sicheren Landesinneren und schworen Vergeltung.

Zehn Monate später zogen 464 mit Vorderladern bewaffnete Buren nach Zululand. Auf einer Landzunge des Ncome-Flusses bildeten sie mit ihren 64 Ochsenwagen eine Wagenburg und verbrachten den Rest des Tages mit Gottesdiensten. Am Morgen des 16. Dezembers 1838 nahmen 10 000 Zulus die primitive Befestigungsanlage in die Zange und das Gemetzel endete erst am späten Nachmittag. Auf dem Schlachtfeld blieben 3000 Krieger zurück, das Wasser des Flusses war vom Blut rot gefärbt und nur vier Buren trugen Verletzungen davon. Die Schlacht am Blutfluss beendete die militärische Macht der Zulus und öffnete Natal zur freien Besiedlung. Die jubilierenden Buren ließen nicht locker. König Dingane war noch nicht gefangen. Dieser wartete jedoch nicht auf die Häscher, sondern steckte seine Hauptstadt mit 2000 Hütten in Brand und floh weit nach Norden.

Nun kam es zum Bürgerkrieg unter den Zulus. Mpande, der jüngere Halbbruder Dinganes. schlug sich mit einem guten Teil des Stammes auf die Seite der Buren und verfolgte mit deren Hilfe Dingane. Nahe der Grenze zu Swaziland kam es zum entscheidenden Gefecht und Dingane floh zu den Swazis. Dort hoffte der Vertriebene auf Schutz, was er fand, war der Tod. Mpande wurde von den Buren als nächster König der Zulus akzeptiert und Frieden kehrte für 39 Jahre nach Zululand zurück. Der älteste Sohn Mpandes, Cetshwayo, bestieg nach dem Tode seines Vaters im Jahre 1873 den Thron, aber erst nachdem er sechs Halbbrüder und Brüder ermordet hatte. Dieser Mann war mehr aus dem Holz seines Onkels Shaka geschnitzt und unter seiner kurzen Herrschaft erwachte das Volk aus dem Dornröschenschlaf. Die militärische Wiederauferstehung der Zulus wurde von den wenigen Weißen auf der anderen Seite des großen Grenzflusses mit argwöhnischen Augen verfolgt.

Inzwischen hatte England Krieg gegen die Vortrecker geführt und Natal stand unter dem Schutz der englischen Krone. Die Rufe der beklommenen Siedler, den Zulus ein und für allemal den Garaus zu machen, wurden immer lauter. Am 11. Dezember 1878 stellte die britische Regierung den Zulus schließlich ein beabsichtigt unannehmbares Ultimatum: Auflösung der Armee innerhalb von 30 Tagen, Aufgabe der Unabhängigkeit, Missionare in Zululand und Cetshayo unter der ständigen Aufsicht eines bei ihm residierenden englischen Kommissars. Krieg schien unvermeidbar, dennoch versuchte Cetshwayo mit allen Mitteln, die Engländer von seiner friedliebenden Absicht zu überzeugen. Seine Beschwörungen stiessn auf taube Ohren und am 12. Januar 1878 begann die Invasion Zululands. Die weltweit zusammengezogenen britischen Einheiten waren kurz vorher mit den neuartigen Martini-Henry-Karabinern ausgerüstet worden, welche alle drei Sekunden einen Schuss abfeuern können, sie hatten die Gatling, einen Vorläufer des Maschinengewehrs, Artillerie und einfache Raketen. 27 000 Ochsen, dazu 5000 Mulis und 2500 Wagen standen den modernen Truppen zur Verfügung, hintereinandergereiht eine Kolonne von 140 Kilometern Länge. Die 25 000 sogenannten Wilden auf der anderen Seite kämpften mit primitiven Speeren und einigen altertümlichen Vorderladern, aber unbeschreiblichem Fanatismus. Die Schlachten zogen sich über neun Monate hin. Die Engländer erlitten peinliche Niederlagen und waren dem Gespött der Welt ausgesetzt. Bis zuletzt verbot Cetshwayo als Zeichen des guten Willens seinen Heerführern, den Grenzfluss zu überschreiten. Nur einmal wurde im Eifer des Gefechts seine strikte Anordnung missachtet, welcher eine empfindliche Disziplinarstrafe auf dem Fuße folgte. Wer weiß, wie der Krieg geendet hätte, hätte Cetshwayo den geschlagenen Truppen nachgesetzt. So aber hatten die Engländer auf der anderen Seite des Tugela-Flusses immer ihren Frieden, mit all seinen nachteiligen Konsequenzen für die Zulus. Cetshwayo sandte immer wieder Unterhändler, um das sinnlose Schlachten auf beiden Seiten zu beenden - jedoch ohne Erfolg. Am 4. Juli 1879 überrannten 5 000 englische Rotröcke den königlichen Kraal bei Ulundi. Cetshwayo geriet am 26. August in Gefangenschaft und wurde nach Kapstadt verbannt.

Der Krieg war mit unbeschreiblichen Verlusten gewonnen, die Nation der Zulus letztendlich zerstört. Der Friedensvertrag garantierte den Zulus ihre fortgesetzte Unabhängigkeit, das Königshaus verlor seinen politischen Einfluss und ein britischer Abgeordneter überwachte alle politischen Aktivitäten der Häuptlinge. Das Reich der Zulus wurde in 13 voneinander unabhängige Stammesgebiete aufgeteilt. Es ähnelte nunmehr in der Theorie wieder den Machtbereichen des späten 18. Jahrhunderts, bevor Shaka seine Unterwerfungszüge begann.

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Shaka Zulu & The History of the Zulu Kingdom Documentary

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