Der Titel es Buches "Die Weinstraße am Kap" ist ein wenig irreführend. Die Autorin schreibt nicht etwa speziell für den Weinliebhaber, den Kenner, den Gourmet, schreibt auch nicht über die kapländischen Weinrouten, die Rebsorten oder die edlen Tropfen der Region ... sondern tut genau das, was sie in der Einleitung verspricht: "Das Land im Schatten der 'Berge von Afrika' ist besonders reich an Geschichte, die nicht verloren gehen sollte. Diese Geschichte soll auf den folgenden Seiten erzählt und festgehalten werden, das ist die wirkliche Absicht dieses Buches."
Und jetzt stimmt die Sache! Ursula Stevens erfreut mit unzähligen kleinen Geschichtchen und oft allgemein unbekannten Anekdoten, die sich um die Personen und Persönlichkeiten im alten Land am Kap ranken. Sie trifft die Atmosphäre der damaligen Zeit, beleuchtet die Charaktere von damals und zeigt sie in einem neuen Licht. Ich gebe ein paar Beispiele:
"War es Erschöpfung oder Angst vor dem Ungewissen, welches die vier Deserteure dann zur Umkehr bewegt hatte? - Ja, dachte Jan van Riebeeck, vielleicht hatte sie sogar ein schlechtes Gewissen geplagt. Auf jeden Fall hatten sie acht Tage nach der Flucht wieder vor ihm im Fort gestanden. Natürlich hatte er die Fahnenflüchtigen in Haft genommen, sich aber gnädig gezeigt Er schonte sie vor dem Todesurteil, doch hatte Blanx als Anführer hundert Peitschenschläge erhalten..."
"Eine Frau müsste ihn begleiten. eine Frau mit Einfluss, Beziehungen in den richtigen Kreisen. War es wirklich Liebe, die Simon van der Stel und Johanna, Tochter einer reichen und einflussreichen Familie zum Altar führte? ... Simon und Johanna lebten aneinander vorbei ... Besessen von beruflichem Ehrgeiz, hatte sich Simon bewusst auf das Gouverneursamt vorbereitet. Johanna teilte diesen Ehrgeiz nicht ... sie weigerte sich, Simon und zwei ihrer Söhne, Frans und Willem, an das ferne Kap zu begleiten. Bis zu seinem Tode, dreißig Jahre später, weilte Simon am Kap, ohne jeglichen Kontakt zu seiner Frau.
"Von den zehntausenden, die aus der Heimat flüchteten, gelangten etwa zweihundert Hugenotten an das Kap ... Simon van der Stel äußerte in einem Brief, dass man sie 'mit Liebe, Großzügigkeit und Wohlwollen' behandeln würde. Fast alle Hugenotten kamen zwischen 1688 und 1700 an und wurden trotz der heißen Versprechen sogleich von einander getrennt und in weit verstreuten Ortschaften unter holländischen Bürgern angesiedelt. ... Die auferlegte Isolation trennte sie von ihren Freunden... Französisch starb einen natürlichen Tod. Nur noch wenige Hugenotten beherrschten ihre Muttersprache nach der ersten Generation am Kap."
"Bis 1863 war der Ochsenwagen immer noch das schnellste Verkehrsmittel - er quälte sich auch über den im Jahr 1853 eröffneten Bains Kloof Pass. Dann schnaufte am 4. November 1863 die erste Lokomotive in den Bahnhof von Wellington ein."
Ursula Stevens
Die Weinstraße am Kap
Stellenbosch - Somersel West - Franschhoek - Paarl - Wellington – Tulbagh
Ursula Stevens
Wanderlust Verlag
PO Box 303, Paarden Eiland 7420, Südafrika
Erstausgabe 2009 - ISBN 9780958495141
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