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Kapstadt vom Signal Hill | Südafrika - Foto von Gossipguy - CC BY-SA 3.0 - Details im Impressum

sa flag 80x80 Das Land heißt Lesotho, die Sprache Sesotho, der einzelne Bürger Mosotho und das Volk Basotho. Es wird das "Dach" des südlichen Afrikas genannt, viele seiner Berge erreichen eine Höhe von weit über 3000 Metern. Die Nation der Basotho entstand in einem Tiegel aus blutigen verzweifelten Kämpfen, Viehdiebstahl, Flucht, Hunger und unermesslichem Elend. Zwischen 1820 und 1830 waren in Lesotho noch 30.000 Menschen von Kannibalen aufgefressen worden; die Briten (die in London gerade den ersten Tierschutzverein gegründet und in Indien die Witwenverbrennung verboten hatten) kämpften 1852 erfolglos mit 2.500 Mann gegen den Gründer der Nation, Häuptling Moshoeshoe. 1858 erklärte der Orange Free State Krieg gegen die Rinderdiebe des Häuptlings, nichts wurde erreicht. 1865 bekämpften 3.000 Freistaatler die 20.000 Basothos, erfolglos.

orange-river-foto-1Erst 1868 errangen die Briten den Sieg, der Häuptling starb und das Land wurde als Basutoland britisches Protektorat, fast hundert Jahre lang. Lesotho liegt mitten in Südafrika, wir fahren zum Skatspielen dorthin. Die  Hauptstadt Maseru besitzt einige große Hotels und zwei Spielkasinos.

Lesotho sieht aus wie eine Karo- oder Eckstein-Spielkarte oder eine Salmiakpastille. Über der oberen Ecke  treffen von links der Orange Free State und von rechts Natal zusammen - und in der oberen Ecke befindet sich der Mount-aux-Sources, der Berg der Quellen, heute ein wunderschöner  Nationalpark mit Lodges und Campingplatz. Hier und in der nahen Umgebung entspringen viele große Flüsse: Der wilde Tugela, Hauptfluss von Natal, der nach Osten und oberhalb von  Durban in den Indischen Ozean fließt. Der Caledon, der durch die hohen Malutiberge hindurch fast die gesamte Westgrenze zum Orange Free State bildet, durch eine tiefe Schlucht an der Hauptstadt Maseru vorbeifließt und sich dann mit dem Orange River vereinigt. Ja, und der Orange River selbst, auch er entspringt dort oben in den zerklüfteten Felsen, gespeist von   mehreren Dutzend Quellen dieser sehr wasserreichen Gegend (2000 mm Regen und fast tägliche eindrucksvolle Gewitter). Er findet sein Bett südlich entlang der Drakensberge, wendet sich dann  am Südzipfel unseres Karos mehr nach Westen, verlässt Lesotho und bildet ab dann die Grenze zwischen der Kap-Provinz im Süden und dem Orange Free State im Norden. Die beiden großen Flüsse Caledon und Orange vereinigen sich im alten Hendrik Verwoerd Dam, der heute Garip-Dam heißt.

... und stetig geht's bergab... bis in den Atlantik

Dam bedeutet im Deutschen Talsperre und IGarip ist der alte Name der San-Urbevölkerung (IGarip = der Fluss) für den Orangefluss, der vor einem Jahrzehnt von der neuen Regierung in Südafrika  offiziell zusammen mit vielen anderen Namensänderungen wieder eingeführt worden ist. Genau hier ist der rechte Platz (es sind gut 800 km von Kapstadt), um auf halber Strecke nach Johannesburg eine Pause einzulegen. In Orangekrag gibt es dazu eine wunderschöne Ferienanlage (Aventura) mit riesigem Pool, Tennisanlage, Golfplatz und Segelschule ... und netten (preiswerten) Häuschen, ideal auch für eine einzige Übernachtung geeignet.

orange-river-foto-2Mein Geheimtipp aber heißt Norvalspont! Das urige Glasgow Pont Hotel, 1852 von einem Schotten begründet. Ich kenne es wie kein anderer - denn noch vor ein paar Monaten war ich dort - verrückt wie ich bin - um es zu kaufen. Von einem Schotten! 8 Hektar Wiesengelände entlang der Straße, 15 Zimmer, ein Bungalow, das Postamt im Hotel, die längste Bartheke Südafrikas, ein Bottle Store mit voller Lizenz, eine riesengroße Küche, Esef, Schildkröten, ein ewig blauer Himmel ... und nebenan als Nachbar die Pferdezuchtfarm von Gary Player, die alte Eisenbahnbrücke mit dem Blockhaus aus dem Anglo-Burenkrieg, der Garip-Damm als größter Stausee des Landes, eine Offiziersschule der Polizei, die Hauptzentrale der südafrikanischen  Naturbehörde ... und dazu noch das Recht und das Boot, um auf dem nur 300 Meter entfernten Orangefluss Wildwasserfahrten mit Touristen durchzuführen. Sie sehen, ich hatte mir  schon etwas Besonderes ausgesucht!

Ach ja, bevor ich es vergesse: Am Ortsrand befinden sich die Reste eines Konzentrationslagers. Die Briten hatten solche Einrichtungen während des Burenkrieges erfunden und konzentrierten in solchen Lagern die Frauen und Kinder der Buren, die sie von den einsamen Farmen und den Straßen "evakuiert" hatten. Fast 28.000 Menschen sind
damals in diesem Lager gestorben, meist an einer bösen Form von Masern.

Es gibt noch eine Besonderheit in dieser Gegend: die Game Farm "Tus-sen-die-Riviere", eine Wildfarm am Zusammenfluss von Caledon- und Orangefluss, die von September bis Ende April als Reservat dient, zu dem Touristen während der Tageszeit Zutritt haben - in den anderen Monaten gibt die Tierfarm die Jagd für interessierte Jäger frei, um den Wildüber-schuss im Rahmen zu halten. Nun, bei Norvalspont und dem Hotel, das * ich dann wegen des Protestes meiner Familie doch nicht kaufen durfte, ver-lässt der Orange River den großen Garip Dam, fließt unter der  N1 hindurch und weiter in Richtung Nordwest. Auch hier bildet er weiterhin die Grenze zwischen dem Freistaat und der Kapprovinz. Dann mündet der Fluss in den P.K. le Roux Dam in  der Nähe von Petrusville und fließt dann weiter und berührt die Stadt Hopetown. Die ist berühmt geworden durch den Fund von zwei riesigen Diamanten: 1866 hatte der 15jährige Erasmus Jacobs beim Spielen auf der Farm De Kalk am Ufer des Orangeflusses einen 21 1/4 Karat Diamanten gefunden. Der gelbliche Edelstein erhielt den Namen Eureka, er liegt heute im House of Parliament in Kapstadt.

orange-river-foto-3Dieser erste erste Diamantenfund in Südafrika am Ufer des Orange wurde noch erheblich übertroffen, als zwei Jahre später ein witch-doctor der Hottentotten (der Griqua Booi) einen 83 1/2 karätigen Diamanten in die Stadt Hopetown brachte, wo Schalk van Niekerk   ihm   dafür   ein Ochsengespann, ein Pferd und 500 Schafe tauschte (all' seinen Besitz). Van Niekerk verkaufte für 11.000 Pfund an einen Händler, später kaufte der Earl of Dudley den Stein für 30.000 Pfund und taufte ihn "Star of South Africa". Wo er sich heute befindet, ist unbekannt.

Natürlich kamen viele Glücksritter nach Hopetown, aber es wurde kein großer Fund mehr gemacht. Dennoch: Der Rush der Diamantensucher in diese Gegend führte dazu, dass die großen Deposits in Barkley West und Kimberley gut 100 km nördlich von Hopetown entdeckt werden konnten.

50 Kilometer nordwestlich von Hopetown fließt von Norden kommend bei der Ortschaft Douglas der mächtige Vaal in den Orange. Dort, wo heute das große Einkaufszentrum in Douglas steht, fand 1775 eine blutige Schlacht statt: Der Eingeborenen-Stamm der Korana wurde durch die San vernichtet. Das Schlachtfeld bekam den Namen Go-Koo-Lume (wo man keine Gnade zeigte); viele Skelette der Krieger wurden noch in moderner Zeit gefunden. Der Orangefluss windet sich nun in der alten Richtung des Vaal nach Südwest. Vorbei an dem gottverlassenen Nest Higg's Hope und einer noch aktiven Diamantenmine nach der Ortschaft Prieska (prieskap = khoikhoi = der Platz der Ziege). Ein altes Fort, eine alte Mission, ein Zentrum für Schaffarmer, und für Berg leute, die Kupfer und Asbest (Tigerauge) abbauen; sehr heiße Tage, viele schatten spendende Bäume. Hier dreht der Orange vor den Asbestosbergen scharf nach Nordwest, wird im Boegoeberg Dam ein wenig gestaut und erreicht Groblershoop, Wegdraai, Grootdrink und die große Stadt Upington.

Upington ist die bedeutendste Stadt weit und breit, eine schöne Stadt mit Palmen und Blumen, breiten Alleen und alten historischen Häusern. Gute Resaturants, guter Wein und viel Sonne, über Mittag sollten Sie sich nicht unbedingt draußen aufhalten. Ein wenig Geschichte: Im August 1914 begann der Erste Weltkrieg; im September be-schloss die südafrikanische Union, das damals deutsche Südwestafrika zu besetzen. Dazu wurde eine Invasionstruppe von 6.000 Mann in der Nähe von Upington südlich des kleinen Ortes Kakamas zusammengestellt. Der deutsche Kommandeur, Major Francke, wollte dem zuvorkommen und griff seinerseits an. Es gab zwei Furten über den Fluss, aber die wurden von den Südafrikanern heftig verteidigt. Die deutsche Kampftruppe wurde angeführt von Major Ritter - und unterstützt von vier Feldhaubitzen. Die entscheidende Schlacht fand dann am 4. Februar 1915 statt und dauerte sechs Stunden. Am Ende mussten die Deutschen ihren Angriff aufgeben, sie hatten sieben Soldaten verloren. Im Jahre 1960 errichtete der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge am Ort der Schlacht ein schlichtes Denkmal. Sechs der sieben Soldatengräber konnte man auffinden und die Soldaten wurden umgebettet. Ein Besuch dieser Gedenkstätte lohnt sich.

orange-river-foto-4Übrigens: Upington war von dem deutschen Missionar Christiaan Schröder 1871 als Missionsstation begründet worden. Ein paar Kilometer südwestlich liegt Kanoneiland, die wohl bekannteste aller Inseln im Orangefluss. Der Name geht zurück auf ein Grenzgefecht zwischen den südafrikanischen Truppen und dem Stamm der Korannas (1879) unter deren Häuptling Klaas Pofadder. Der konstruierte eine Kanone aus einem ausgehöhlten Aloen-Stengel, füllte sie mit Pulver und Steinen und richtete sie auf die Kapländer. Als man dann die Ladung zündete, explodierte das Ganze und tötete eine Reihe der Koranna-Männer. Weiter unterhalb am Orange liegt dann auf der Nordseite des Flusses das Schlachtfeld von Kakamas, die Ortschaft liegt im Süden auf der anderen Seite. Sie ist der bedeutendste Produzent von konservierten Pfirsichen. Eine Stellenboscher Student hatte bei Kakamas einen wilden Pfirsichbaum gefunden, 7 dessen Früchte sich für das Einmachen in Konservendosen eigneten. Von diesem einen Baum stammen heute 75 % aller in Südafrika produzierten Pfirsichkonserven.

Ein wenig weiter westlich kommen wir nach Augrabies und kurz hinter dem Ort dann an die weltberühmten Augrabies-Wasserfälle, die sechs größten auf der Erde, inmitten eines 12.000 Hektar großen Nationalparks gelegen. Hier gibt's einen Caravanplatz und schöne Bungalows zu mieten. Die beste Reisezeit März bis Oktober. Ein kleines Stück westlich vom Augrabies Falls National Park bildet der Orange von nun an bis zur Mündung die Grenze zu Namibia. Eine wunderschöne Landschaft, urwüchsig,  gottverlassen, völlig ohne Straßen, Wege oder gar Ortschaften. Erst bei Onseepkans (einer einsamen Grenzstelle) stößt man wieder auf ein paar Menschen. Ganz in der Nähe liegen die Orte Pella und Aggeneys, alte deutsche Missionsstationen, beide einen Besuch Wert. Der Orange aber fließt weiter nach Goodhouse und stößt dann auf die N7, die Nationalstraße von Kapstadt nach Windhoek Der südafrikanische  Grenzübergang   ist Vioolsdrif, der namibische ist Noordoewer; dazwischen führt eine lange Brücke über den Fluss.

orange-river-foto-5Schlauchboote, Krokodile, Kanus, 686 Kilometer weit weg von Kapstadt lockt das große Abenteuer. Unvergessliche Tage mit Boot und Schlafsack, mit Hitze und Sonne und warmem Wasser, der Schönheit der Berge des Richterveides, der Altehrwürdigkeit des Flusses auf seinem Lauf durch die Namib. Hier kommt kaum eine Menschenseele hin. Die geologischen Formationen der Felswände, die wilden Stromschnellen, die roten Sandbänke, die Milchstraße am nächtlichen Himmel, Lagerfeuer, Schrei des Fischadlers -für die große lustige Gruppe, für die kleine Familie, ja selbst für "stille Wasser". Im Frühjahr und Herbst liegen die Tagestemperaturen bei 25 Grad, morgens ist es kühl. Im Frühsommer 30-40 Grad, nachts 20 Grad. Der Sommer ist glühend heiß, im Winter kann es Nachtfröste geben, tagsüber sind es aber dann wieder 20 Grad. Die Kamera ist das wichtigste Utensil ... und der Sonnenhut; übrigens, der aus Stroh, der kann schwimmen. Und feste Schuhe (das Gras schneidet) und eine Schwimmweste.

orange-river-foto-6Der Orange schneidet sich seinen Weg durch das einsame Richtersveld. Ihm kann man nur auf dem Wasser folgen. Aber für eingeweihte und unverfrorene "Insider" gibt es einen Weg auf der südlichen, der südafrikanischen Seite, der zur Mündung des Orange bei Alexander Bay führt; allerdings  braucht man dazu einen Erlaubnisschein (permit) und einen einheimischen Führer, der die Gegend kennt: Von Vi-oolsdrif etwa 15 km der Südseite des Flusses folgen, dann in das  Devil's Valley hinein, dort hindurch, die Berge hoch nach Eksteenfontein und an Lekkersing vorbei auf die Teerstraße (R382) von Steinkopf nach Port Nolloth. Dort nach rechts durch das Diamanten-Sperrgebiet über das trockene Flussbett des Holgat gut 100 Kilometer weit bis nach Alexander Bay, das direkt an der Mündung des Orange liegt. Aber wie gesagt, diese Strecke "funktioniert" nur, wenn man vorher die gültigen Erlaubnisscheine eingeholt hat.

Die andere Möglichkeit, und das ist die einfachere, aber genau so schöne, liegt auf der namibischen Seite. Hier kann man zumindest einem Großteil des Orange bis kurz vor seiner Mündung folgen: Von Noordoewer auf der breiten, gut ausgebautenTeerstra-ße den langen Anstieg hinauf, dann links ab auf die C13 in Richtung Rosh Pinah, Aus und Lüderitzbucht. Eine wunderschöne Strecke parallel oberhalb des Orangeflusses, den man allerdings nur selten von der Straße aus zu sehen bekommt. Aber es lohnt sich anzuhalten, und ein, zwei Kilometer zu Fuß nach Westen zu gehen. Die inzwischen gut ausgebaute Straße führt durch den Nationalpark. Leider braucht man auch hier ein Permit. Afrika ist halt auch nicht mehr so, wie es einst war.

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