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Kapstadt vom Signal Hill | Südafrika - Foto von Gossipguy - CC BY-SA 3.0 - Details im Impressum

sa flag 80x80 Jeder Bayer kennt die so beliebten, meist feuchtfröhlichen Floßfahrten auf der Isar mit Blasmusik und Bier. Ein beliebtes Wochenendvergnügen auf einem großen Holzfloß, auf dem eine echte Trachtenkapelle mitfährt und für gute Stimmung sorgt. Zwar wird jeder etwas nass dabei, aber das weiß man ja vorher. Auch in den USA gibt es solche Rafting Touren auf dem Colorado-River, eine Wildwasserfahrt durch den Grand Canyon. Bis zu 30 Touristen sitzen in einem Schlauchboot und werden von zwei starken Außenbordmotoren sicher durch die stärksten Stromschnellen geschoben.

Ganz anders geht es auf dem Breede River bei Worchester hier im Kapland zu: Je zwei Personen sitzen in einem kanu-ähnlichen schlanken Schlauchboot, jeder hat ein Doppelpaddel, und das Kanu wird nur mit Muskelkraft bewegt. Eine Gruppe von etwa 5 bis 10 Kanus wird von zwei erfahrenen Führern im eigenen Kanu begleitet. So fühlen sich auch unerfahrene Anfänger-Kanuten auf dem Breede River sicher.

Die anfangs gemütliche Fahrt auf dem Fluss beginnt auf einem Camping-Platz bei Rawsonville, unten am Ende des Du-Toit-Kloof-Passes. Hier können die Privatautos sicher geparkt werden, nahe am seichten Ufer. Schimmwesten werden verteilt und Phil, der Ober-Kanute, erklärt uns Greenhorns, wie man ein Kanu steuert. Er befördert den Vordermann zum Kapitän, der Hintermann ist der Steuermann.

wilde-wasser-foto-1Unsere mitgebrachten Cooldrinks verschwinden in seiner Coolbox. Er hat auch einen wasserdichten Sack mitgebracht, der unsere Kameras trocken hält. Auch einen Sonnenhut hat er dabei - für alle Fälle -, denn die Sonne brennt erbarmungslos auf den Fluss hinab. Er besteht darauf, dass wir uns alle gründlich eincremen und erst dann dürfen wir unsere Kanus zu Wasser bringen. Das Einsteigen ist viel einfacher als gedacht, denn wir befinden uns auf einem Seitenarm des Breede River, ganz ohne Strömung. Und mutig paddeln wir los, vorneweg führt Phil die Gruppe an und Chris, der UnterKanute, bildet die Nachhut. Wir merken recht bald, dass Paddeln viel anstrengender ist, als es aussieht.

Man benötigt schon ein paar Muskeln im Oberarm, um das mit zwei Personen besetzte Kanu voranzutreiben. Zur Stabilisa-tion haben die Kanus hinten eine Art Treib-Anker, der erleichtert das Richtunghalten. Aber er bietet auch Widerstand im Wasser, gegen den man ständig anzukämpfen hat. So geht es frohen Mutes los. Die erste Strecke ist ganz ohne Strömung, hier kann ich den Umgang mit dem Kanu ein wenig üben. Dann kommt etwas Strömung auf und es geht flotter voran, aber ich habe doch ständig zu paddeln. Das Boot muss in der Richtung und in der Strömung gehalten werden, es ist ganz schön anstrengend. Ich bin keine große Sportskanone und betrachte diese Fahrt als eine sportliche Übung, die mir sicher gut tut. Dann lässt die Strömung wieder nach und Phil verordnet uns eine Ruhepause. Er weiß aus Erfahrung, wann die Arme müde werden. Die Paddel werden eingezogen und wir treiben in der Strömung kaum merklich weiter. Einige von uns wollen gerne im Fluss baden. „ Natürlich ist das möglich", sagt Chris, „aber einer muss dabei immer im Boot bleiben!" Das Wasser ist überraschend warm, aber doch erfrischend. Außerdem verteilt Chris kühle Getränke aus der Coolbox. Und so treiben wir in der Sonne dahin und genießen die Ruhe auf dem Fluss und die Aussicht auf die großen Bäume am Ufer.

Kinder erscheinen  am Ufer und winken fröhlich herüber. Die Anstrengungen sind vergessen, so könnte es gerne lange weitergehen. Aber Chris schreckt uns auf : „Hört ihr auch schon das Wasser rauschen? Das ist die erste Stromschnelle, schnell die Schwimmwesten wieder anlegen!" Wir nähern uns einem Wehr im Fluß und das Wasser presst sich mit Druck durch eine enge Passage. „Bitte 20 Meter Abstand halten zwischen den Kanus", mahnt Phil und steuert als erster sein Boot in die reißende Strömung. In glatter Fahrt geht es durch die Engstelle, das Wasser spritzt auf und schon ist das Boot wieder in ruhigem Wasser. Phil steuert sein Kanu nach rechts aus der Strömung und wartet auf das erste Greenhorn. Man weiß ja nie! Aber alle passieren diese Stelle ohne Probleme und so geht es in ruhiger Fahrt weiter. Aber schon bald erreichen wir eine schwierigere Stelle.

Hier strömt das Wasser über Geröll und die Fahrtrinne ist eng und es gilt, das Kanu nicht auf die Steine treiben zu lassen. Vor allem der Steuermann ist jetzt gefragt, der mit Muskelkraft das wild treibende Kanu bändigen muss. Hier könnte man festsitzen oder das Kanu könnte beschädigt werden. Aber auch dieses Hindernis schaffen alle Boote ohne Probleme.

Danach wird das Wasser wieder ruhiger und in gemütlicher Fahrt erreichen wir eine seichte Sandbank. "Time for lunch" entscheidet Phil und wir ziehen unsere Boote auf den flachen Strand. Chris dreht sein Boot auf den Rücken und der Boden des Kanu wird zum Tisch, wo er und Phil ein kleines Büffet aufbauen. Es gibt einen erfrischenden Salat, Brötchen mit Wurst, Schinken und Käse sowie kühle Säfte. Köstlich! Wir fühlen uns wie die ersten Pioniere, die auf Flüssen in unberührte Natur vorgedrungen sind.

Und wir nutzen die Gelegenheit, um nochmals zu schwimmen. Ruhe kehrt ein und der volle Magen macht ein wenig schläfrig. Wir tanken neue Kraft, indem wir in der Sonne ausruhen. Es ist nicht zu heiß. Doch die Ruhe währt nicht lange, Phil ruft zum Aufbruch. „Die wildesten Stromschnellen liegen noch vor uns", mahnt er und fordert uns auf, alles sicher zu verstauen. Wir lassen die Boote wieder zu Wasser und fühlen uns schon fast als erfahrene Kanuten, denn so glatt passieren wir die nächsten kleinen Passagen. Aber dann  nähern  wir uns einer Wildwasserstelle, die man schon recht weit vorher hören kann. Phil sammelt seine kleine Flotte zusammen und gibt Hinweise, wie man da heil durchkommt. Vor uns liegt eine Stromschnelle, die um eine enge Kurve führt und im Wasser lauern umgestürzte Bäume. In deren Ästen kann man leicht eingeklemmt werden. Also heißt es, wegbleiben von den Bäumen, obwohl die Strömung uns genau dahin pressen wird. Wieder ist die Kraft des Steuermanns gefragt. Und dieses Mal geschieht es wirklich: Eines der Boote wird in die Äste gepresst und ist unfähig, sich selbst zu befreien. Aber mit vereinten Kräften von Chris und Phil ist das Boot bald wieder flott. So geht es bald durch mehrere schnelle Passagen, die von allen Booten gemeistert werden, unaufhaltsam unserem Ziel entgegen.

In der Nähe von Rawsonville waren wir in die Boote gestiegen und sind dann im weilen Bogen um Worchester herum gefahren und erreichen bald unser Ziel nicht weit vom Brandvlei Damm. Hier, nahe an der Strasse R43 nach Villiersdorp, auf einer seichten Sandbank, wartet unser Be-gleit-Fahrzeug.

Die Boote werden an Land gezogen, die Luft abgelassen, zusammengerollt, verschnürt und verladen. Die Strecke auf dem Fluss war etwa 15 km lang und hat fünf Stunden gedauert. Der große Safari-Landcruiser bringt uns alle samt den Booten zum Ausgangspunkt zurück. Auf dem Parkplatz der Camping-Anlage heißt es Abschied nehmen. Und der Abschied fällt schwer, denn die kleine Gruppe ist zusammen gewachsen. Menschen, die sich vorher noch nie gesehen haben, bilden auf einmal eine kleine Gemeinschaft. Unsere Gruppe bestand aus einer deutschen Studentin mit ihrer Freundin aus Norwegen, zwei Südafrikanern und meiner befreundeten Familie. Die Wünsche zum Abschied kommen vom Herzen, Telefon-Nummern werden ausgetauscht und man will sich wiedersehen. Mal sehn, ob es wahr wird.

Mein besonderer Dank gilt aber unseren beiden Führen, Chris und Phil von der Firma Umkulu Safari & Canoe Trails, die uns in liebenswürdiger, freundlicher Weise mit viel Umsicht sicher durch dieses kleine unvergessliche Abenteuer geleitet haben. Heute, wenn ich diese Zeilen schreibe, plagt mich ein Muskelkater (!!!) in den Armen. Aber ich weiß genau, diese Tour werde ich nie vegessen und ich kann sie allen Besuchern am Kap nur empfehlen.       

Axel Riemscheid

Infos über Zahn Du Toit
Umkula Safari & Canoe Traiis
Tel  021-853 7952

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