350 Jahre südafrikanischer Wein
Am 2. Februar im vorigen Jahr 2009 feierte der südafrikanische Wein seinen 350. Geburtstag - ein Grund mehr, um diese online Information auf Kapstadt.de herauszugeben. Die Niederiändisch-Ostindische Kompanie war wohl die reichste Gesellschaft ihrer Zeit, übrigens die erste Kapitalgesellschaft der Welt. Sie begründete hier bei uns am Kap unter Kommandeur Jan van Riebeeck im Jahr 1652 eine Versorgungsstation für ihre Schiffe.
Das Kap sollte Frischfleisch, Obst, Gemüse und sauberes Trinkwasser für die oft skorbutkranken Seefahrer bereithalten, kranke Matrosen in einer Krankenstation aufnehmen und gegen gesund gepflegte austauschen. Aber nur mit Fleisch, Obst, Gemüse und Wasser bekommt man kranke Seeleute nicht gesund und hält man die Soldaten, die in Schwerstarbeit das Kastell bauen, nicht bei Laune. Das "Kasteel" - die Festung - ist übrigens das älteste noch benutzte Gebäude in ganz Südafrika.
Und so war es fast selbstverständlich, dass Kommandeur van Riebeeck schon ein Jahr nach seiner Ankunft bei der Gesellschaft in Amsterdam um Weinstecklinge anfragte. Und die Gesellschaft besorgte sie aus dem Rheinland und verschiffte sie nach Kapstadt, wo die Stecklinge 1654 ankamen. Schon 1655 folgte eine zweite Ladung, diesmal aus Böhmen, Spanien und Frankreich. Die jungen Rebstöcke wurden in einem Tal gepflanzt, das man Constantia nannte und wo sich heute Klein und Groot Constantia, Buitenverwachting und die ebenfalls alte Steenberg-Farm und andere befinden. Dann gibt es am 2. Februar 1659 den berühmten Tagebucheintrag des Kommandeurs: Die ersten Trauben sind gekeltert worden - ganze zwölf Liter Muskateller-Wein ... sicherlich hergestellt nach der simplen Methode: Trauben pflücken, pressen, den Most rumrühren, Schalen entfernen, sich ausruhen und abwarten. Machen wir uns die damalige Zeit gegenwärtig: 1648 war in Europa der Dreißigjährige Krieg zu Ende gegangen, alles lag in Schutt und Asche; Berlin hatte noch 6.000 Einwohner. 1650 ziehen die französischen und schwedischen Truppen aus Deutschland ab. 1652 befinden sich England und die Niederlande im Seekrieg; Holland begründet die Niederlassung am Kap.
Dort in Kapstadt wird 1671 Simon van der Stel als Gouverneur eingesetzt, nach seinem Tode 1712 sein Anwesen im Constantia-Tal aufgeteilt. Ab 1761 exportiert man Weiß- und Rotweine. Vor allem als Hendrik Cloete als Eigentümer Groot Constantia übernimmt, wird der Kapwein weltweit bekannt und beliebt. 1805 besetzen die Engländer wieder einmal das Kapland und führen - bei Verbot französischer Weine - sehr viele Kapweine auf die Insel ein. 1861 schließen Großbritannien und Frankreich Frieden und der Export geht zurück. 1885 zerstört die Reblaus die Weinernte. Es werden resistente Stecklinge aus Amerika eingeführt. Langsam geht es mit der Weinproduktion wieder aufwärts. 1971 wird als erste Weinstraße in Südafrika die "Stellenbosch Wine Route" eröffnet. Heute gibt es im gesamten Kapland schon ein volles Dutzend davon.