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Kapstadt vom Signal Hill | Südafrika - Foto von Gossipguy - CC BY-SA 3.0 - Details im Impressum
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Wo nicht nur Weine das Prädikat „superb“ verdienen – eine Tour Savour über das „Kap am schönsten Ende der Welt.“ Es muss jemand hier gewesen sein über Nacht. Jemand mit riesigen Eimern voller Farbe und übergroßen Pinseln. Dieser Jemand hat die Spitze Südafrikas vom Kap der Guten Hoffnung bis nach Cape Town, Stellenbosch, Paarl und Franschhoek bemalt. Hat die vom langen heißen Sommer angestaubten Konturen des Table Mountain und die der Twelve Apostels neu umrissen, die stickige Atmosphäre aus Kapstadt wegradiert und selbst der Gischt am Kap wieder einen angemessenen Schwung verpasst.

sonnenaufgangDieser Jemand war dem ersten Herbstregen gefolgt, und plötzlich ist die Wolkendecke vor der Kulisse des Tafelbergs nicht mehr da. Dafür scheint das quirlige Kapstadt tüchtig geweißelt und aufpoliert – bis hin zu den matt glänzenden Backsteinresidenzen der Nobelviertel im feinsten Art-Deco-Look und den Bonbon-bunten Häuschen der Kapmalaien im Bo-Kaap Quarter.

Damit nicht genug, denn wo sich noch bis vor wenigen Tagen ein eher tristes Graugrün bis an die Franschhoek Berge auf der einen und in die Hänge des Sir Lowry Pass auf der anderen, der Stellenbosch Seite zog, scheint die hügelige Landschaft jetzt wie von einer bunten Samtdecke überzogen. Mutig designed mit üppig blühenden Rosengärten, Callas, Strelizien, Lilien, Trompetenblumen, Frangipani, Astern und – Weinlaub. Flammend rot und golden, hinreißend schön.

Zumal „Champagnerwetter“ herrscht, mit strahlender Sonne, einem hellblauen Himmel und jener kristallklaren Frische in der Luft, die wie Millionen kleiner Bläschen auf der Haut prickelt. Das gibt es nur am Kap der Guten Hoffnung: Partylaune schon am frühen Morgen. Wäre Freitag, würden nahezu alle Capetonians schon auf dem Weg an die Strände sein, zum Surfen, zum picknicken, zum relaxen– zum Lebengenießen. Das beherrscht man hier wie sonst nirgendwo.

Champagner – Lebenslust – hinreißende Landschaften – bei diesen Stichworten kommt man an einem der berühmtesten Label des Landes nicht vorbei: Pierre Jourdan. Benannt nach jener hugenottischen Familie, die um 1700 das Weingut „Cabriére“ in Franschhoek gründete, hoch über den Weinfeldern, am Franschhoek Pass gelegen. Die heutige Haus-, beziehungsweise Weinkellerherrschaft ist von Adel, derer von Arnim, mit deutschen Wurzeln. Achim von Arnims Vorfahre dichtete mit Brentano „Des Knaben Wunderhorn“, während Bettina von Arnim dem bukolischen Zauber Goethes verfiel. Der von Arnim unserer Zeit versteht sich mehr aufs Önologische, hat es geschafft, vier hoch dekorierte Champagnerarten zu kreieren.

restaurantDie kann er zwar nicht „Champagner“ nennen, doch darf er die Flaschen öffnen, wie er will, und tut es darum nicht selten per Säbelhieb. Das ist einmalig – seine Methode der Champagnerherstellung aber hat in Südafrika Nachahmer gefunden ... Mein Liebster aber ist das Original, der meines Mannes hingegen heißt Graham Beck, der eines Freundes Swartland Cuvée Brut. Ein weiteres Paar aus unserem Bekanntenkreis schwört auf seinen Bestand an Elkendal MCC, wieder andere können nicht genug von den Papillons aus Robertson bekommen – und dabei reden wir gerade von einer nur marginalen Auswahl südafrikanischer Sparkling Wines!

Mehr als siebzig etablierte, honorig und repräsentabel geführte „beste“ Weingüter existieren in Südafrika. Die wichtigsten Rebsorten sind Chardonnay, Chenin Blanc, Cabernet Sauvignon, Pinot Noir und Pinotage – doch das sind lediglich die Fakten. Die ureigenen Liebschaften wie beispielsweise der berühmte Muscadet von Constantia, dem schon Napoléon verfallen war, wollen wir erst gar nicht beginnen aufzulisten.

Da ist er wieder, dieser Zustand des Staunens, der Sprachlosigkeit angesichts der unglaublichen Vielfalt Südafrikas. „Die Welt in einem Land“, lautete einst der Werbeslogan des südlichsten afrikanischen Landes, und wohl noch nie hat eine Destination sich so treffend beschrieben. Zwei Ozeane mit faszinierenden Unterwasserwelten umspülen die Peripherien aus wilden Kliffs und Traumstränden. Das Land selbst stellt sich in zahlreichen Seenplatten dar, in Wildnissen, einer Wüste, alten Wäldern, Himmel hohen Bergketten, Flüssen und Bächen und in Ansiedlungen jeden Stils, von kosmopolitisch bis weit abseits gelegen. Natur- und Wildtierliebhaber sind hier an ihrem Traumziel ebenso angekommen wie (Extrem-) Sportler, Kunstsinnige, Liebhaber exotischer Kulturen und eben wir Gourmets, als Anhänger des guten Lebens. Das sich weder durch zweifelhafte Moderne, noch durch zeitliche Einschränkungen oder andere Diktate beeinflussen lässt. Es war dieses laisser faire, das uns zunächst an Kapstadt und seinem Umland faszinierte. Hier, wo Südafrika seinen Zauber scheinbar gebündelt hat, zusammen mit der unbeschreiblichen Schönheit der Landschaften und der Intensität dieser einmaligen Mischung afrikanisch-europäischer Kultur. Die sich in allen Bereichen der Kunst darstellt, also auch in der Küche.

Wo sonst bitte kommen traditionell Vasterbottensost Käsecracker und Mossbolletjie Brot (original holländisch) mit African Fig Chutney und Niter Qibe einer ganz besonderen Kräuterbutter (aus Ghana), als Zwischendurch-Snack auf den Tisch, vielleicht noch mit einem Rooisbos-Sorbet zum Abschluss? Oder Cape Kidgeree (ein ur-südafrikanisches Rezept), abgeschmeckt mit Chakalaka Sauce (Mosambik). Und diese Okra-Variationen (original Zimbabwisch), kombiniert mit gegrilltem Snoek (südafrikanisch). Eine Verschmelzung der Kulturen mit dem Effekt höchsten Genusses – das ist Südafrika.

Denn so wie die holländisch-stämmigen Buren Eintöpfe, Mehlspeisen und unvergleichliche Methoden der Zubereitung von Braai Vleis (Grillfleisch) als Zutaten in die Küche Südafrikas gaben, so brachten die aus Frankreich vertriebenen Hugenotten ihre haute cuisine mit ein, die Inder ihre berühmten Gourmetvariationen in hot & spicy, die Deutschen Sauerbraten, Würstchen, Cremetorten, Obstkuchen und die Engländer na ja... Doch waren es die Malayen, die der südafrikanischen Küche ihre heutige Prägung gaben. Weg von der nordeuropäischen Methode des stundenlangen Zerkochens und mehligen Anrührens, zugunsten frischer, leichter und raffiniert-schmackhafter Zubereitung.

Sie waren es, die frischen Fisch auf die Teller der damaligen Kapprovinz brachten, ihn überhaupt nicht panierten sondern mit Zitronengras verfeierten, mit ein wenig Marillenkompott und einer leichten Sauce Hollandaise an üppig gewürztem Kartoffelpurree servierten, mit grünem Spargel und frischem Salat.  Und sie scheuten sich auch nicht, Austern, Crayfish (Hummer), Prawns und Langusten gesellschaftsfähig zu machen.

kalk-bay-hafenAllein der Gedanke daran hat uns zu einem Ausflug Richtung Kap entführt, höchst freiwillig und wie immer, wenn wir uns in Südafrika aufhalten, in einem Oldtimer. Angesichts der herbstlichen und champagner-bizzligen Farborgien um uns herum, ist der knallrote und ohnehin exzentrische Jaguar E-Typ ausnehmend gut gewählt. Wenngleich der blaue Bentley, in dem Freund Robert Christianus zu unserer Verabredung um die Ecke biegt, eine Alternative wäre, in edel. Was zu dem passionierten Weinhändler und Gourmet passt.

Es ist Mittag und der Jemand mit den Farbeimern und Pinseln hat auch in Kalk Bay ganze Arbeit geleistet. Blitzblank dümpeln die bunten Fischerboote im Hafen, die Fischverkäufer hatten sich mit dem nur mäßigen Fang nicht sonderlich abzumühen, denn der größte Teil der Ausbeute war ohnehin an die Hotels geliefert worden. Und ans Kalky´s, der schon legendären Fischbude, nur 100 Meter vom feinen Harbour House entfernt. Hier hatten sich im letzten Winter Sturm und Atlantischer Ozean eine Bresche durch das Restaurant geschlagen – völlig überraschend, wie die damals anwesenden Gäste gerne immer wieder erzählen.

Für uns scheiden sich hier und heute die Geister an der Frage, woraus unser Lunch bestehen wird: aus den „besten Fish & Chips der Welt“ im Kalky´s (in Kalk Bay) oder á la exquisite im Harbour House. Die Männer gewinnen mit ihrem Appell an das feine Restaurant, wir bekommen gerade noch Platz, die Aussicht auf die False Bay ist stunning, die Austern und all das andere sind mitsamt dem Wein vorzüglich und das Wohlbehagen ist grenzenlos. Warum sollte man hier eigentlich wieder weg fahren?

grande-rocheDie Frage stellt sich Stunden später immer noch, als wir uns in den Trödelläden und Galerien des pittoresken Ortes festgekramt haben. Da ist das geplante Picknick am Strand von Kommetje schon längst auf morgen oder übermorgen oder... vertagt und auch der sun downer auf der Terrasse des altehrwürdigen Hotels Grande Roche in Paarl hat den ihm zustehenden ausgedehnten Zeitraum an einem anderen Tag zugeteilt bekommen.

Uns steht an diesem Tag ohnehin noch ein weiteres Highlight ins Haus. Im wahren Sinne des Wortes, denn „die ausgesprochen guten Tropfen“, die Robert Christianus mitgebracht hat, werden wir in unserem eigenen „Domizil am Kap“ verköstigen. In Hout Bay, um genau zu sein, am Fuß des zwölften der Twelve Apostels, mit Blick auf die Tafelbucht: unvergleichlich schön. Dazu wird Craig Cormack, ein begnadeter junger Koch eines seiner Überraschungsdinner für unsere Freunde und uns zubereiten – doch bevor sie jetzt glauben mögen, dass sich unser Dasein in unirdischen Sphären abspielt, möchten wir noch ein wenig vom Hintergrund dieses guten Lebens erzählen.

Wir haben KaapKloof Manor, unser eigenes Paradies am Kap vor vier Jahren zum ersten Mal gesehen und uns sofort in den Charme des doppelstöckigen, Reet gedeckten Hauses verliebt. In den Garten mit seinen alten Pflanzen, in seine Lage direkt am „Zwölften Apostel“, in den Blick auf die Table Bay. Aus diesen einzigartigen Bestandteilen wurde nach und nach eine Oase des Wohlbefindens, eingerichtet mit afrikanischer Kunst und kolonialen Antiquitäten, angefüllt mit dem Ambiente grenzenloser Gastfreundschaft und einer Privatheit, wie sie Urlaubern in Südafrika nur selten zugute kommt.

sonnenuntergangKaapKloof Manor, dieses herrliche Anwesen ist zu mieten, jedoch nicht Zimmer für Zimmer, wie in einem normalen Guest House sondern ausschließlich als Ganzes. Als komfortabler Mittelpunkt eines Traumurlaubs, fernab ausgetretener Tourismuspfade, nahe der besten Golfplätze, nahe der besten Restaurants der Umgegend, nahe der traditionsreichsten Weingüter, nur 20 Autominuten von Kapstadt entfernt, inmitten der herrlichsten Landschaften Südafrikas, und ganz für sich und die Familie oder die Freunde allein. Warum sollte man hier wieder wegfahren? Der Jemand mit den Farbeimern und Pinseln bleibt ja auch hier...

Vielen Dank für den Bericht an Ulla Schmitz.

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