Kapstadt.de - Reiseführer für Kapstadt & Südafrika

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Kapstadt vom Signal Hill | Südafrika - Foto von Gossipguy - CC BY-SA 3.0 - Details im Impressum
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Südafrika - die Welt in einem Land, versprach die Tourismuswerbung. Das Versprechen wurde gehalten. Ein unbeschreibliches Land. Doch die Welt ist ein Dorf. Die Boing hat uns ausgespuckt am Morgen. Elf Stunden südlich von Frankfurt betreten wir Johannesburg. Es beginnt das Abenteuer Südafrika Der Posten formulierte die Bedingung: Fotografier mich, aber ich will dabei salutieren! Am Kopanong Protea Hotel wird Wachsamkeit auf freundliche Art praktiziert. Das angebotene Trinkgeld lehnte der Posten stolz ab.

Soweto. Fassungslos stehe ich inmitten der Hütten. So leben hier die, denen das Land gehört? Woher nehmen sie den Lebensmut? Die Freundlichkeit? Den Optimismus? Und woher die sauberen Kleider? Der Fotoapparat bleibt in der Tasche. Im Herzen brennen die Fragen.

Sichtweisen. Die ältere Dame im "Giftshop" des Hotels sprach Deutsch. Ostpreußin. Ihr Sohn besitze eine Fabrik. Die Töchter hätten gut geheiratet. Aber den Namen Nelson Mandela könne sie nicht ertragen. Ich hätte mir bei der Deutschen Einheit einen Nelson Mandela gewünscht.

Pretoria. Voortrekkermonument. Überall: Paul Krüger. Kalter Stein und schwarzes Leben. Keine Bilderstürmerei. Denkmale weißer Herrschaft. Leere Geschäftshäuser und verlassene Hotels. Umbruch oder Aufbruch? Umbringenodermiteinanderleben? Was weiß ich schon von Afrika? Weiße Afrikaner. Festungsgleich sind Villen und Siedlungen mit Mauern umgeben. Alarmanlagen. Wachleute und Hunde unterstützen den Elektrozaun. So bleibt man immer ein Fremdkörper und wird überflüssig. Angst war stets der Anfang vom Ende großer Reiche.

Drei Nächte. Protea Hotel Hazyview. Bananen hinter dem Zimmer. Lernfähige "cockroach" im Bad. Sangesfreudiges und nettes Personal. Barbecue in großer Runde. Und täglich auf die Panoramarunde. Ein Traum verwirklicht sich. Mpumalanga - Das Land wo die Sonne aufgeht. Besser hätte man dieses Paradies nicht nennen können. Aber auch im Paradies gibt es Schatten.

Die Reisegruppe ist eine zufällige Ansammlung der unterschiedlichsten Menschen. Ein Wunder, wie es sich täglich fügt, dass Harmonie entsteht. Und Toleranz in der Gruppe erzeugt Offenheit für das Gastland. "God's Window" hatte die Gardine zugezogen. Nebelschwaden vom fernen Meer verschleierten die Sicht. Auch Gott muss mit dieser Welt fertig werden. Regenbogen in Schlaglöchern? Wer die "Potholes" erwandert und gesehen hat, nickt verständnisvoll.

Reiseleiter nennt man den Herrn, der dem Busfahrer vertraut und uns den Weg beschreibt. So überflüssig er manchmal scheint, so notwendig ist seine Präsenz: Wer sonst stünde immer vorn und verkündet, was ohne ihn niemand so sähe? Goldgräber finden wir in Pilgrims Rest nicht mehr. Aber Gastfreundschaft, Museen und das schönste Straußenei Südafrikas als Souvenir. Weiß-schwarze Dialektik. Die Lage der (Weißen) Afrikaaner ist bedrohlich, solange die Lage der (Schwarzen) Afrikaner erbärmlich bleibt.

Im Reisebus durch den Krügerpark? Setzt man auf die Neugier der Tiere? Kommen sie aus dem sicheren Busch, um dieses seltsame Gefährt zu sehen. Die Löwen waren offensichtlich nicht neugierig. Aber alle anderen zeigten an uns Interesse. Segen oder Fluch ist auch in Südafrika das Wasser. Ein Gewitter lehrt uns innerhalb Minuten, wie hilflos wir der Natur gegenüber doch sind... Swaziland. Noch ärmlicher die Hütten. Noch freundlicher die Menschen. Noch unvorstellbarer, welcher Luxus uns geboten wird. Wir danken es mit Aufmerksamkeit beim fröhlichen Gesang, mit freundlicher Höflichkeit, einfach mit menschlicher Wärme.

Rhino-Park Hluluwe. Ein Rhino ist eine imposante Erscheinung, die beängstigend wird, wenn sich das Tier für den (kleineren) VW-Bus interessiert, in dem auch ich sitze. Dank Angela waren wir schneller und trafen sogar den Leoparden. Wie eine Fata Morgana steht der grüne Pavillon auf der Lichtung. Selbst ein Regenschauer kann den Lunch nicht trüben. Lekker Speis und Trank, heiß und kalt. Im Zentrum der beste Kartoffelsalat Afrikas. Service aus Hluluwe.

Aus purer Eitelkeit hätte ich mich gern am Ortseingang von Richards Bay fotografieren lassen. Aber Dunkelheit, Regen und Zeitmangel ließen meinen Wunsch unausgesprochen. Trotzdem freue ich mich, dass ein Ort in Südafrika auch meinen Namen trägt. Zulu. Ein fröhliches Völkchen. Tanz. Gesang. Präsentation einer Kultur. Und der Alltag? Arbeit auf fremden Plantagen. Leben am Rande der Würde. Was macht sie dennoch so stolz? Die Hoffnung? Worauf?

Ein morgendliches Bad im Indischen Ozean bleibt ein Erlebnis. Die Skyline von  Durban.  Sonnenaufgang.  Heran brechende Wellen. Besorgte Strandranger. Aber nur meine Funkuhr ertrank und zeigt seit dem Föhnen die indische Zeit. Natur pur prägt Stormsriver. Lediglich Schilder "Zum Bungie Jumping" zerschneiden die Idylle. Tribut an den Zeitgeist.

Sonnenuntergang auf dem Tafelberg über Kapstadt. Eine festliche Stimmung. Ergriffene Menschen. Unvergessliche Momente. Nur Robben Island unten in der  Tafelbucht mahnt zur Besinnung. Am Kap der Guten Hoffnung treffen sich Atlantik und Indik. Kein friedliches Treffen. Ein Kampf der Titanen. Am Kap der Guten Hoffnung trafen sich schwarze und weiße Kultur. Kein fröhliches Fest. Ein Kampf um die Herrschaft.

Am Kap der Guten Hoffnung ist der Kampf bis heute nicht beendet. Schwarze Identität gegen weiße Gewohnheit. Gibt es "weiße Afrikaner"? Am Kap der Guten Hoffnung sollte man die gewachsenen Gemeinsamkeiten nicht aufgeben. Die Welt ist kleiner geworden. Und verwundbarer. Hout Bay ist die Heimat von Pelzrobben. Erwartungsvoll besteigen wir das Boot. Überwältigt von den vielen hundert Robben fotografiere ich bis zum Ende des Films.

Stellenbosch ist ein anderer Name für erlesene Weine. Für und Wider bei der Verkostung. Ich finde einiges für meinen Geschmack. Doch ich muss auch an die denken, die den Wein lesen, aber kaum trinken können. Ihre elenden Hütten säumen den Weg. Atemlos lauschen wir der Stille, betrachten wir die dahinschwebenden Tiere und aufstrebenden Pflanzen. Vergessen ist angesichts der Unterwasserwelt alles ringsum.

Two Oceans Aquarium in Kapstadt. Freundlicherweise auch auf Deutsch entschuldigt der Pilot die Startverzögerung. Probleme bei der Betankung? Kein Grund zur Sorge? Der Service beim Flug ist aufmerksam wie eine Bitte um Verzeihung. South African Airways.

Wir wurden gewarnt! Vor Dieben. Vor Raub. Vor der Dunkelheit. Vor einem Stadtbummel. Vor den Afrikanern. Getroffen  haben  wir Arroganz und Armut. Gastfreundschaft. Freundlichkeit. Neugier. Wir sind vorurteilsfrei auf die Menschen zugegangen. Glauben konnte ich es nicht.

Ich habe es gesehen: Der Strudel im Abfluss dreht sich linksherum! Und die Sonne steht mittags im Norden! Südafrika, so las ich unlängst, wäre das perfekte Land, wenn es dort die Schwarzen nicht gäbe. Wie viel Verachtung spricht aus solchen Worten! Komplett Media GmbH verkauft Urlaubsvideos, mit der rosaroten Brille gedreht. Elend und Armut kommen nicht vor. Neunzig Prozent der deutschen Urlauber wollen Spaß, schreibt man auf meine Frage. Es macht mich stolz, einer Minderheit anzugehören.

Bericht von Richard Georg Richter

Allein und voll verantwortlich für diesen Artikel inklusive Fotos
ECHO: Euromedia Pty Ltd, Box 2388, Stellenbosch 7601, Südafrika

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