Geschichte von Mossel Bay
Der erste Europäer, der in die weite Bucht eingefahren ist, dürfte Bartolomeu Diaz gewesen sein, als er am 3.2.1488 hier ankerte, nachdem er das Kap der Guten Hoffnung umsegelt hatte, ohne es - aufgrund zu großer Entfernung und heftiger Stürme - zu Gesicht bekommen zu haben.
Mossel Bay ist damit die Stelle, an der die erste Landung durch Europäer an der Ostküste Südafrikas gelungen war. Doch Diaz behielt die Bucht in nicht allzu guter Erinnerung. Als er Anstalten machte, Kontakt mit den hier lebenden Khoi aufzunehmen, wurde er mit einem Steinhagel empfangen, so dass er sich entschloss, nachdem er Frischwasser gebunkert hatte, weiterzusegeln.
Der Streit mit den Einheimischen entwickelte sich übrigens wegen der Nutzung der Trinkwasserquelle durch die Portugiesen. Hierbei umgingen sie – wohl unwissend – Stammesrituale der Khoi. Diaz nannte die Bucht „Aguada de Sao Bras“, was so viel bedeutet wie „Wasserstelle des St. Braize“, denn die Seeleute fanden das Wasser am Tage des Heiligen Braize. Wie gerne hätten die Portugiesen Vieh bei den hier lebenden Hirten eingetauscht, hätten nach langer Seefahrt nur allzu gerne die Fleischvorräte aufgefüllt.
Erst Vasco da Gama, der am 20.11.1497 hier ankam, konnte friedliche Beziehungen zu den Khoi-Hirten knüpfen und die Nahrungsvorräte auffrischen. Ausschlaggebend für das Gelingen war ein Tauschgeschäft: da Gama tauschte nämlich seine rote Mütze sowie ein paar Armreifen gegen einen Ochsen. Nach diesem Barter-Geschäft wurde getanzt und musiziert. Fortan sollte Mossel Bay für viele portugiesische Schiffe ein Anlaufpunkt sein: Man konnte hier nicht nur Fleisch erstehen, sondern auch die Frischwasservorräte auffüllen. Und 1500 wurde hier von dem Kapitän Pedro d’Ataide sogar eine „Nachrichtenbörse“ eröffnet: Er hängte in den Zweigen (oder unter einen Stein) des alten Milkwood-Baums neben der Quelle Seeschuhe auf, in denen er einen Brief hinterließ für später eintreffende Seefahrer. Daraus entwickelte sich eine Tradition, und seither gilt der Baum als das erste „Postamt“ Südafrikas. Er steht heute auf dem Gelände des Bartholomeu Dias Museum Complex.
Anfang des 17. Jahrhunderts erreichten die Holländer das Kap und vertrieben allmählich die Portugiesen. Der Ort verdankt schließlich auch dem holländischen Seefahrer van Caerden seinen Namen. Er empfand, dass es in dieser Bucht so viele Muscheln gäbe, dass der Name „Mossel Bay“ gerechtfertigt sei. In der Folgezeit sammelten Seefahrer hier gerne Muscheln und Austern, und auch heute noch werden Schalentiere aus der Bay in ganz Südafrika verkauft. 1729 kamen die ersten Siedler in die Region, und 1734 nahmen die Holländer schließlich offiziell Besitz von der Region. Ein Steinzeichen und das Monogramm der Holländisch-Ostindischen Handelskompanie wurden von dem damaligen Kap-Gouverneur Jan de la Fontaine errichtet. 1787 kamen nun auch mehr Dauersiedler und bauten einen Kornspeicher. Schon im Juli des Folgejahres wurde der erste Weizen aus der Umgebung verschifft. Von diesen Tagen an wurde Mossel Bay Hafenstadt für das südliche Kapland und die Kleine Karoo.
Um 1827 wurde schließlich eine Walfangstation inklusive Verarbeitungsbetrieb eingerichtet, die dem bis dahin noch kleinen Ort zu einem echten wirtschaftlichen Aufschwung verhalf. In den Boomjahren der Straußenfeder-Produktion in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden hier pro Jahr bis zu 800.000 kg Federn auf Schiffe verladen. Als das Geschäft mit den Federn nachließ, wurde Mossel Bay Umschlagplatz für Ocker, Wolle und Obst.